Jeden Monat Geld für Steuern zurücklegen – klingt logisch, oder? Doch viele Selbstständige sind am Jahresende überrascht, wie hoch ihre Steuerlast tatsächlich ist. Ohne durchdachte Rücklagenplanung kann das schnell zu finanziellen Engpässen führen.
In diesem Artikel erfährst du, wie du realistische Steuer-Rücklagen aufbaust, worauf du achten musst und welche Tools dir dabei helfen. Mit praxisnahen Rechenbeispielen und klaren Empfehlungen – speziell für Selbstständige, Freelancer:innen und Solo-Unternehmer:innen.
Wenn du selbstständig arbeitest, bist du nicht nur dein:e eigene:r Chef:in – du bist auch selbst verantwortlich für deine Finanzen. Das bedeutet: Es gibt niemanden, der automatisch deine Steuern abführt, wie es bei Angestellten der Fall ist. Du musst selbst dafür sorgen, dass das Finanzamt pünktlich sein Geld bekommt. Und genau deshalb sind Steuer-Rücklagen für Selbstständige unverzichtbar.
Typische Steuerarten, auf die du dich vorbereiten musst:
Hinweis: Bis 2020 wurde zusätzlich zu der Einkommensteuer der Solidaritätszuschlag von 5,5 % erhoben. Seit 2021 betrifft er nur noch Spitzenverdiener:innen.
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Gerade im ersten Jahr der Selbstständigkeit kann es schnell passieren: Du freust dich über gute Umsätze, hast das Geld aber zu großzügig ausgegeben – und dann kommt der Steuerbescheid. Denn Steuern werden oft zeitversetzt fällig.
Beispiele dafür:
Wenn du hier keine Rücklagen gebildet hast, drohen echte Liquiditätsprobleme. Das kann nicht nur stressig werden, sondern im schlimmsten Fall auch zu Mahnungen, Säumniszuschlägen oder gar Vollstreckungen durch das Finanzamt führen.
💡 Tipp: Lege von Anfang an systematisch Geld für deine Steuerpflichten zurück. So vermeidest du Überraschungen – und gewinnst Sicherheit in deiner Finanzplanung.
➡️ In diesem Artikel erhältst du weitere Informationen und Tipps zum Thema „Rücklagen bilden für Selbstständige und Freelancer“.
Als Selbstständige:r musst du dich selbst um deine Steuerzahlungen kümmern – und dabei mehrere Steuerarten gleichzeitig im Blick behalten. Welche davon dich betreffen, hängt von deiner Tätigkeit und deiner Rechtsform ab.
Die wichtigste Steuer ist die Einkommensteuer. Sie wird auf deinen Gewinn nach Abzug aller Betriebsausgaben erhoben. Der Steuersatz ist progressiv – je höher dein Gewinn, desto höher der Prozentsatz.
Aktuell (2025) liegt der Freibetrag für die Einkommensteuer bei 12.096 Euro für ledige Selbstständige. Das bedeutet, dass erst für jeden Euro über dieser Grenze Einkommensteuer bezahlt werden muss. Erwirtschaftet ein lediger Unternehmer im Steuerjahr 2025 zum Beispiel 25.000 Euro Gewinn, liegt die Bemessungsgrundlage der Einkommensteuer bei 12.904 Euro.
💡 Beachte: Einkommensteuer musst du nicht nur rückwirkend mit der Steuererklärung zahlen, sondern später auch quartalsweise als Vorauszahlung, sobald das Finanzamt deine Einkünfte kennt.
Mit dem kostenlosen Steuerrechner für Selbstständige von Accountable erfährst du in weniger als 2 Minuten, wie viel du netto verdienen wirst und welche Steuern anfallen.
💡 Tipp: Unsere Steuersoftware und App berechnet dir genau, wie viel du von deinen Einnahmen zurücklegen solltest. Zudem kannst du damit deine Steuererklärung vorbereiten und direkt ans Finanzamt senden – einfach und stressfrei.
Wenn du nicht unter die Kleinunternehmerregelung fällst, musst du auf deinen Rechnungen 19 % oder 7 % Umsatzsteuer ausweisen – und an das Finanzamt abführen. Die vereinnahmte Umsatzsteuer solltest du also nicht als Einnahme betrachten, sondern direkt auf dein Rücklagenkonto buchen.
Ein Vorteil der Umsatzsteuer: Du kannst die gezahlte Umsatzsteuer auf betriebliche Ausgaben vom Staat zurückfordern. Dies geschieht durch Verrechnung der gezahlten mit der eingenommenen Umsatzsteuer.
➡️ Anleitung: So einfach machst du die Umsatzsteuervoranmeldung
Betrifft dich nur, wenn du ein Gewerbe betreibst – z. B. als Einzelunternehmer:in außerhalb der freien Berufe. Die Gewerbesteuer fällt erst ab einem Gewinn von 24.500 € jährlich an und ist je nach Gemeinde unterschiedlich hoch.
➡️ Alles, was du wissen musst, wenn du ein Gewerbe gründest
Die zentrale Frage lautet: Wie viel musst du monatlich zurücklegen, um deine Steuerverpflichtungen sicher zu decken? Eine pauschale Antwort gibt es nicht – aber es gibt bewährte Faustregeln, mit denen du deinen Rücklagenbedarf gut einschätzen kannst.
Als Selbstständige:r solltest du je nach Einkommenshöhe und Steuerlast zwischen 25 % und 35 % deines Gewinns für Steuern zurücklegen. Dieser Betrag deckt in der Regel:
Beispiel: Du erzielst im Monat 3.000 € Gewinn. Dann solltest du:
So bist du auf der sicheren Seite – auch für mögliche Nachzahlungen.
💡 Tipp: Hast du zusätzlich noch freiwillige Rentenbeiträge oder hohe Krankenversicherungsbeiträge, lohnt es sich, weitere Rücklagen einzuplanen – idealerweise separat vom Steueranteil.
Nicht jede:r Selbstständige muss gleich viel zurücklegen. Die tatsächliche Rücklagenhöhe hängt von mehreren Faktoren ab:
1. Dein Einkommen
Der Steuersatz ist in Deutschland progressiv – je höher dein Gewinn, desto höher der Anteil, der als Einkommensteuer fällig wird. Ab etwa 60.000 € Gewinn im Jahr kann dein Steuersatz bereits über 30 % liegen.
2. Deine Rechtsform
3. Dein Standort
Die Gewerbesteuer variiert je nach Gemeinde. In Berlin zahlst du z. B. rund 14 %, in ländlichen Regionen teils deutlich weniger. Wichtig ist: Der Freibetrag gilt nur für Einzelunternehmen und Personengesellschaften – Kapitalgesellschaften müssen ab dem ersten Euro zahlen.
4. Deine Umsatzsteuerpflicht
Fällst du unter die Kleinunternehmerregelung, musst du keine Umsatzsteuer ans Finanzamt abführen – das reduziert deinen Rücklagenbedarf deutlich. Nutzt du die Regelbesteuerung, musst du 19 % (bzw. 7 %) Umsatzsteuer einnehmen und weiterleiten – was du allerdings durch den Vorsteuerabzug auf deine Betriebsausgaben teilweise kompensieren kannst.
Um die Vorteile zu nutzen, musst du entweder direkt bei der Anmeldung deiner selbstständigen Tätigkeit im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen oder die Anwendung dieser Ausnahme nachträglich bei deinem Finanzamt beantragen. Die Kleinunternehmerregelung gilt auch bei selbstständigen nebenberuflichen Tätigkeiten.
Wichtig: Auf deinen Rechnungen musst du klar angeben, dass du von der Umsatzsteuer befreit bist, und darfst keine Umsatzsteuer ausweisen.
➡️ Hier findest du mehr Infos zur Kleinunternehmerregelung
💡 Tipp: Prüfe regelmäßig deine Einnahmen und passe die Höhe deiner Rücklagen an – besonders bei sprunghaft steigendem Einkommen.
Gerade im ersten Jahr deiner Selbstständigkeit sind Einnahmen oft noch unregelmäßig. Wichtig ist:
➡️ Buchhaltungscheckliste: Darauf musst du achten
Wie viel solltest du konkret zurücklegen? Mit ein paar Beispielrechnungen kannst du dir schnell ein Bild machen – und deine eigenen Rücklagen besser planen. Entscheidend ist dein monatlicher Gewinn und ob du umsatzsteuerpflichtig bist.
Beispiel 1: 2.500 € monatlicher Gewinn (mit Umsatzsteuerpflicht)
Du bist selbstständige:r Fotograf:in, arbeitest mit Kund:innen aus deiner Umgebung, hast gerade dein Business gestartet – und erzielst einen monatlichen Gewinn von 2.500 €. Du nutzt die Regelbesteuerung und bist somit umsatzsteuerpflichtig.
| Kategorie | Rücklage |
| Einkommensteuer (ca. 25 %) | 625 € |
| Umsatzsteuer (durchlaufend, 19 %) | ca. 400 €* |
| Gesamt-Rücklage | ca. 1.025 € |
*Nur relevant, wenn du nicht unter die Kleinunternehmerregelung fällst. Der tatsächliche Betrag kann durch Vorsteuerabzug niedriger ausfallen – z. B. durch Kamera- oder Softwarekäufe.
Beispiel 2: 4.000 € monatlicher Gewinn
Du leitest als Yogalehrerin regelmäßig Kurse, bietest Workshops an und verdienst mittlerweile konstant 4.000 € im Monat. Damit hast du dir eine solide Auftragslage aufgebaut – und musst auch deine Steuer-Rücklagen entsprechend planen.
| Kategorie | Rücklage |
| Einkommensteuer (ca. 30 %) | 1.200 € |
| Umsatzsteuer (durchlaufend, 19 %) | ca. 650 €* |
| Gesamt-Rücklage | ca. 1.850 € |
Auch hier gilt: Die Umsatzsteuer ist ein durchlaufender Posten. Vorsteuerabzüge – z. B. für Studiomiete, Matten oder Werbekosten – können deine Rücklagen deutlich reduzieren.
Beispiel 3: 6.000 € monatlicher Gewinn (inkl. Gewerbesteuerpflicht)
Als IT-Coach mit eigener Website und digitalen Kursen betreibst du dein Business erfolgreich und erzielst monatlich rund 6.000 € Gewinn. Neben Einkommen- und Umsatzsteuer kommt nun auch Gewerbesteuer ins Spiel.
| Kategorie | Rücklage |
| Einkommensteuer (ca. 35 %) | 2.100 € |
| Umsatzsteuer (19 %) | ca. 950 €* |
| Gewerbesteuer (ca. 3–5 %) | 200–300 € |
| Gesamt-Rücklage | ca. 3.300 € |
Die genaue Höhe der Gewerbesteuer hängt vom Hebesatz deiner Gemeinde ab. Für Selbstständige mit Sitz in Großstädten wie Berlin oder München kann das spürbar mehr sein als auf dem Land.
💡 Tipp: Diese Beispiele dienen dir als grobe Orientierung. Noch besser ist es, regelmäßig einen Steuerrechner zu nutzen – oder deine Rücklagen automatisch mit einer Steuersoftware wie Accountable berechnen zu lassen.
Es reicht nicht, nur ungefähr zu wissen, wie viel du für Steuern zurücklegen solltest – entscheidend ist, wie du das Ganze in der Praxis umsetzt. Mit ein paar einfachen Maßnahmen sorgst du dafür, dass du finanziell auf der sicheren Seite bleibst.
Ein klassischer Fehler: Alles läuft über ein einziges Bankkonto – und plötzlich ist das Geld für die Steuer weg. Die beste Lösung ist ein separates Rücklagenkonto, idealerweise bei derselben Bank als Unterkonto oder gleich als zweites Geschäftskonto.
Beispiel: Du erhältst 5.000 € von Kund:innen. Direkt nach Zahlungseingang überweist du 1.500 € (30 %) auf dein Steuerkonto. So weißt du: Dieses Geld gehört dem Finanzamt – und bleibt tabu.
Automatisiere den Prozess, indem du dir einen festen Prozentsatz für Rücklagen vornimmst – zum Beispiel 30 % deines Umsatzes oder Gewinns. Triff die Entscheidung einmal, setze sie konsequent um und mach sie zur Routine.
Tipp: Viele Banking-Apps oder Geschäftskonten lassen sich mit automatischen Überweisungen einrichten – so sparst du dir Zeit und vermeidest Stress.
Dein Einkommen schwankt? Dann sollte auch deine Rücklagenquote flexibel sein. Besonders bei einem starken Anstieg deiner Einnahmen lohnt es sich, die Quote nach oben anzupassen.
Beispiel: Im Sommer brummt dein Business und du verdienst doppelt so viel wie im Winter. Dann solltest du auch im Sommer deutlich mehr beiseitelegen – und im ruhigeren Winter auf Rücklagen zurückgreifen können.
Das Finanzamt fordert in der Regel vierteljährliche Einkommensteuervorauszahlungen, sobald es deine Gewinne kennt. Diese reduzieren zwar deine Rücklagen auf dem Konto – aber sie senken auch deine finale Steuerlast.
Beispiel:
Dein Rücklagenkonto enthält 6.000 €. Du zahlst im März 2.000 € Einkommensteuer-Vorauszahlung. Dann brauchst du diese Summe am Jahresende nicht mehr aufbringen – die Belastung ist bereits verteilt.
💡 Tipp von Accountable: Mit der Accountable-App kannst du deine Einnahmen und Ausgaben automatisch erfassen – und sie zeigt dir in Echtzeit, wie viel Geld du für deine Steuern zurücklegen solltest.
„Viele Selbstständige unterschätzen, wie schnell sich Steuernachzahlungen summieren können. Wer von Anfang an konsequent Rücklagen bildet – am besten direkt beim Zahlungseingang – schützt sich vor bösen Überraschungen.“
Robert Jödicke - Steuerexperte und Autor
Steuerrücklagen gehören zu den wichtigsten finanziellen Aufgaben in der Selbstständigkeit. Wer regelmäßig Geld zurücklegt, vermeidet nicht nur böse Überraschungen, sondern sorgt aktiv für mehr Sicherheit im Business-Alltag.
Wenn du deine Steuerarten kennst, realistische Rücklagenquoten nutzt und deine Einnahmen im Blick behältst, bist du bestens vorbereitet – egal, ob am Jahresende eine Nachzahlung ansteht oder neue Investitionen geplant sind.
💡 Am besten legst du direkt beim Zahlungseingang einen festen Prozentsatz zurück – und nutzt smarte Tools wie Accountable, um den Überblick zu behalten.
➡️ Selbstständig machen: Die 10 wichtigsten Begriffe, die du kennen musst
Wie viel sollte ich als Selbstständige:r für Steuern zurücklegen?
Als Faustregel gilt: Lege 30–35 % deines monatlichen Gewinns für Steuern zurück – bei höheren Einkommen eher mehr.
Wo bewahre ich meine Steuer-Rücklagen am besten auf?
Am sichersten ist ein separates Konto, das du ausschließlich für deine Rücklagen nutzt. So kommst du nicht in Versuchung, das Geld auszugeben.
Wann muss ich mit Steuervorauszahlungen rechnen?
Sobald das Finanzamt deine Einkünfte kennt, legt es vierteljährliche Vorauszahlungen fest. Diese solltest du fest in dein Budget einplanen.
Was passiert, wenn ich zu wenig zurückgelegt habe?
Dann drohen hohe Nachzahlungen – und im schlimmsten Fall Liquiditätsprobleme. Plane deshalb lieber etwas großzügiger.
Gilt das auch, wenn ich unter die Kleinunternehmerregelung falle?
Ja – denn auch dann musst du Einkommensteuer zahlen. Nur die Umsatzsteuerpflicht entfällt.
Wie oft sollte ich meine Rücklagen überprüfen?
Mindestens einmal pro Quartal – oder immer dann, wenn sich deine Einnahmen stark verändern.
Welche Tools helfen bei der Planung von Rücklagen?
Mit Tools wie der Accountable-App siehst du in Echtzeit, wie viel du zurücklegen solltest – und bleibst automatisch auf dem Laufenden.
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Autor - Sophia Merzbach
Sophia ist seit vielen Jahren Teil des Accountable-Teams und verbindet journalistische Genauigkeit mit handfestem Steuerwissen.
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