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Wie du bis zum Jahresende deine Steuern optimieren (und deine Steuerlast senken) kannst

Geschrieben von: Robert Jödicke

Aktualisiert am: Oktober 2, 2025

Lesezeit: 6 Minuten

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Der Herbst ist da – genau der richtige Moment, um deine Finanzen noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Denn wer im letzten Quartal seine Steuern optimiert, kann bares Geld sparen. Hier erfährst du, welche Maßnahmen sich jetzt wirklich lohnen.

Zurück aus dem Sommer - Zeit für Steueroptimierung

Der Sommerurlaub ist vorbei, die Inbox ist voll, und das Jahr schreitet zügig voran. Klingt bekannt? Dann geht es dir wie vielen Selbstständigen: Nach der Sommerpause beginnt die produktive zweite Jahreshälfte – und damit auch die beste Zeit, um deine Steuerlast zu optimieren.

Gerade im letzten Quartal kannst du mit ein paar gezielten Maßnahmen dafür sorgen, dass du steuerlich das Beste aus 2025 herausholst. Ob du noch sinnvolle Investitionen tätigen willst, etwas Geld für deine Steuern zurücklegen oder einfach Ordnung in deine Buchhaltung bringen möchtest – jetzt ist der perfekte Zeitpunkt dafür.

➡️ Die 10 größten Finanz-Fehler von Selbstständigen – und wie du sie umgehst

Steuern optimieren - was du jetzt noch tun kannst

Im letzten Quartal hast du noch viele Möglichkeiten, deine Steuern aktiv zu optimieren. Das Gute: Du musst kein:e Steuerexpert:in sein, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Mit ein bisschen Planung kannst du deine steuerliche Belastung senken und dir Vorteile für deine nächste Steuererklärung sichern.

Investitionen richtig timen

Planst du ohnehin, in den nächsten Monaten beruflich bedingte Anschaffungen zu tätigen – zum Beispiel einen neuen Laptop, ein Smartphone oder Software? Dann kann es sich lohnen, diese noch vor dem 31. Dezember zu kaufen. So lassen sich die Kosten bereits für 2025 steuerlich geltend machen.

💡 Tipp: Für geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) bis 800 € netto kannst du die Anschaffungskosten sofort in voller Höhe absetzen (§ 6 Abs. 2 EStG). Das bringt dir eine schnelle Steuerersparnis – und sorgt für optimierte Steuern noch im aktuellen Jahr.

Den Investitionsabzugsbetrag (IAB) nutzen

Wenn du größere Investitionen planst – zum Beispiel in Ausstattung, Maschinen oder Technik –, solltest du prüfen, ob du den Investitionsabzugsbetrag nach § 7g EStG nutzen kannst. Mit dem IAB kannst du bereits jetzt bis zu 50 % der geplanten Anschaffungskosten gewinnmindernd ansetzen, selbst wenn der Kauf erst 2026 erfolgt.

Beispiel:
Du planst, Anfang 2026 eine Kamera für 2.000 € netto zu kaufen. Dann kannst du schon in deiner Steuererklärung 2025 einen IAB in Höhe von 1.000 € geltend machen – und so deinen Gewinn (und damit deine Steuerlast) senken.

Voraussetzungen:

  • Dein Betriebsvermögen liegt unter 235.000 €
  • Du nutzt die Anschaffung fast ausschließlich betrieblich
  • Die Investition erfolgt innerhalb der nächsten drei Jahre

💡 Hinweis: Der IAB ist eine clevere Methode zur Steueroptimierung – besonders für Selbstständige mit schwankendem Einkommen.

Einnahmen und Ausgaben schieben - was geht, was nicht

In der Praxis kann es sinnvoll sein, Einnahmen ins nächste Jahr zu verschieben – etwa bei größeren Aufträgen, bei denen du die Rechnung erst im Januar stellst. Umgekehrt lassen sich Ausgaben vorziehen, indem du Rechnungen noch 2025 bezahlst oder Bestellungen vorziehst.

Aber Achtung: Diese Gestaltungsmöglichkeiten hängen davon ab, wie du buchführst. Bei der Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) zählen die Zahlungstermine. Bei bilanzierenden Unternehmen gelten strengere Regeln.

💡 Wichtig: Solche Verschiebungen müssen realistisch und nachvollziehbar sein. Eine zu offensichtliche „Gestaltung“ kann Probleme bei der Betriebsprüfung verursachen.

➡️ Die 10 häufigsten Fehler bei der Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) – und wie du sie vermeidest

Steuerlast optimieren durch bessere Liquiditätsplanung

Nicht nur Investitionen und Abschreibungen helfen dir dabei, deine Steuern zu optimieren – auch eine durchdachte Liquiditätsplanung spielt eine zentrale Rolle. Denn gerade zum Jahresende kann es zu größeren Ausgaben kommen, die dich finanziell belasten, wenn du nicht rechtzeitig vorsorgst. Wer hier klug plant, kann seine Steuerlast gezielt optimieren und Stress vermeiden.

Diese Steuerzahlungen stehen zum Jahresende häufig an

Je nach Unternehmensform und Umsatz kann das Finanzamt gegen Jahresende noch einmal zugreifen – vor allem bei diesen Zahlungen:

  • Einkommensteuer-Vorauszahlung zum 10. Dezember
  • Umsatzsteuer-Zahlung (monatlich oder quartalsweise, je nach Meldepflicht)
  • Gewerbesteuer-Vorauszahlung (bei Gewerbetreibenden)
  • Nachzahlungen aus Bescheiden früherer Jahre – oft mit kurzer Frist

Hinzu kommen mögliche Umsatzsteuer-Nachzahlungen, etwa wenn dein tatsächlicher Umsatz 2025 höher war als gedacht und du die Kleinunternehmerregelung überschritten hast.

💡 Tipp: Prüfe regelmäßig dein Steuerkonto beim Finanzamt. So erkennst du offene Forderungen rechtzeitig und kannst bei Bedarf eine Anpassung deiner Vorauszahlungen beantragen – zum Beispiel, wenn dein Gewinn 2025 geringer als erwartet ausfällt (§ 37 Abs. 3 EStG).

➡️ Umsatzsteuer ans Finanzamt bezahlen: So geht’s

Rücklagen regelmäßig anpassen - besser zu viel als zu wenig

Viele Selbstständige zahlen nicht monatlich in Rücklagen ein – oder schätzen den tatsächlichen Steuerbedarf zu niedrig. Die Folge: unangenehme Nachzahlungen, die Liquidität kosten oder zu Mahnungen führen.

Faustregel zur Rücklagenbildung:

  • Bei regelmäßigen Einnahmen: 30 % des Gewinns für Einkommen- und Umsatzsteuer
  • Bei hohen oder unregelmäßigen Einnahmen: bis zu 40 % – zur Sicherheit

Beispiel:
Wenn du 2025 einen Gewinn von 40.000 € machst, solltest du mindestens 12.000–16.000 € beiseitelegen. Darin enthalten sind:

  • Einkommensteuer
  • Solidaritätszuschlag
  • ggf. Kirchensteuer
  • Umsatzsteuer (falls du nicht unter die Kleinunternehmerregelung fällst)

💡 Nutze digitale Tools oder einfache Excel-Tabellen, um deine Rücklagen monatlich zu überprüfen und anzupassen. Viele Softwarelösungen zeigen dir sogar tagesaktuelle Rücklagenbedarfe an – etwa basierend auf deinem Jahresverlauf.

Schon jetzt an die ersten Monate 2026 denken

Auch wenn 2026 noch weit weg erscheint – im Januar und Februar treffen oft die höchsten Belastungen auf ein noch ruhiges Auftragsvolumen. Wer jetzt vorsorgt, hat später mehr Spielraum und weniger Druck.

Typische Kosten zu Jahresbeginn:

  • Einkommensteuer-Nachzahlung für 2024 (bei Fristverlängerung bis Februar 2026)
  • Krankenkassenbeiträge für freiwillig Versicherte (monatlich oder vierteljährlich)
  • Versicherungen & Kammerbeiträge (Berufsverbände, IHK etc.)
  • Erste Umsatzsteuer-Voranmeldung 2026 (bis 10. Februar)

Beispiel aus der Praxis:
Freelancerin Lena hat im Dezember gut verdient, aber keine Rücklagen gebildet. Im Januar kommt die 3.500 €-Nachzahlung für 2024. Gleichzeitig sind 1.500 € Krankenversicherung fällig. Ohne Rücklagen muss sie ins Dispo – und zahlt zusätzlich Zinsen.

💡 Besser: Plane jetzt schon eine Reserve von ein bis zwei Monatsumsätzen ein – auch wenn du damit „nur auf Nummer sicher“ gehst. Das gibt dir Handlungsspielraum und verhindert, dass du bei Engpässen Aufträge annehmen musst, die eigentlich nicht zu deinem Business passen.

Ordnung schaffen für eine optimierte Steuererklärung

Du möchtest deine Steuerlast wirklich optimieren? Dann reicht es nicht, nur Investitionen zu planen oder Rücklagen zu bilden – du brauchst auch eine saubere und nachvollziehbare Buchhaltung. Denn: Ohne Struktur wird der Jahresabschluss schnell zur Belastung. Jetzt – nach dem Sommer und vor dem großen Jahresfinale – ist genau der richtige Moment, um Aufräumarbeiten in deiner Buchhaltung anzugehen.

Buchhaltung vorbereiten: So behältst du den Überblick

Ob nach dem Urlaub oder einer besonders vollen Projektphase – es sammeln sich oft offene To-dos: ungeklärte Ausgaben, fehlende Belege oder vergessene Rechnungen. Mit ein paar einfachen Schritten bringst du wieder Ordnung rein:

  • Belege digitalisieren und strukturiert ablegen, z. B. nach Monat, Kunde oder Kategorie
  • Offene Rechnungen prüfen: Welche Ausgaben sind noch offen? Sind alle Einnahmen vollständig erfasst (auch PayPal, Barumsätze, Plattform-Auszahlungen)?
  • Zahlungseingänge und Kontoauszüge abgleichen: Gibt es Unstimmigkeiten, doppelte Buchungen, Rückerstattungen oder Umbuchungen?

💡 Tipp: Nutze eine GoBD-konforme Buchhaltungssoftware oder App wie Accountable, um deine Unterlagen revisionssicher zu erfassen. So bist du auch bei einer späteren Betriebsprüfung auf der sicheren Seite – und optimierst nebenbei deine Steuererklärung.

➡️ Geschäftskonto für Selbstständige, Freelancer und Freiberufler: Das solltest du wissen

Zusammenarbeit mit dem Steuerbüro vorbereiten

Wenn du mit einer Steuerberaterin oder einem Steuerberater zusammenarbeitest (oder das für den Jahresabschluss planst), kannst du jetzt schon die wichtigsten Unterlagen zusammenstellen – das reduziert Rückfragen und sorgt für eine schnelle, reibungslose Bearbeitung.

Stelle folgende Infos zusammen:

  • Alle Belege des Jahres – auch Kleinbeträge, Bewirtungen oder Onlinekäufe
  • Eine Übersicht über Investitionen und größere Ausgaben
  • Angaben zu Rücklagen, Privatentnahmen, offenen Forderungen oder Verbindlichkeiten
  • Falls vorhanden: eine vorläufige EÜR oder Gewinnermittlung

💡 Tipp: Je strukturierter du vorgehst, desto besser kann dein:e Steuerberater:in dich unterstützen – zum Beispiel bei gezielten Maßnahmen zur Steueroptimierung im Jahresendspurt.

Fazit: Steueroptimierung zahlt sich in Q4 besonders aus

Der Herbst ist da, die produktive Phase setzt wieder ein – und damit die beste Gelegenheit, deine Steuern zum Jahresende zu optimieren. Ob du noch Investitionen planst, Rücklagen prüfen willst oder einfach mehr Struktur in deine Buchhaltung bringen möchtest: Das letzte Quartal (oft auch mit Q4 abgekürzt) ist der richtige Zeitpunkt, um mit wenig Aufwand viel Wirkung zu erzielen.

Denn wer seine Steuerlast frühzeitig optimiert, vermeidet nicht nur Nachzahlungen, sondern gewinnt auch Kontrolle und finanzielle Sicherheit. Nutze die kommenden Wochen, um gezielt Entscheidungen zu treffen – für dich, dein Business und einen entspannten Start ins neue Jahr.

Diese Quick Wins senken deine Steuerlast sofort

Du hast nur noch wenig Zeit und willst trotzdem noch das Beste herausholen? Kein Problem – es gibt ein paar schnelle Maßnahmen zur Steueroptimierung, die du auch kurzfristig umsetzen kannst:

  • GWG kaufen: Investiere noch 2025 in geringwertige Wirtschaftsgüter bis 800 € netto – z. B. Monitor, Drucker oder Bürostuhl. Die Kosten kannst du sofort absetzen.
  • Weiter- und Fortbildungen buchen: E-Books, Onlinekurse oder Fachliteratur zählen ebenfalls als Betriebsausgaben – vorausgesetzt, sie haben beruflichen Bezug.
  • Bürokram vorziehen: Bestelle Verbrauchsmaterialien, Lizenzen oder Marketing-Leistungen noch dieses Jahr – zählt, wenn du sie 2025 bezahlst.
  • Rechnungen schreiben: Einnahmen, die du noch nicht abgerechnet hast, solltest du jetzt erledigen – so kannst du bei der EÜR noch etwas steuern.
  • Vorauszahlungen checken: Wenn dein Einkommen gesunken ist, kannst du beim Finanzamt eine Anpassung der Einkommensteuer-Vorauszahlung beantragen.

💡 Tipp: Auch kleinere Optimierungen summieren sich – und jede eingesparte Steuer zahlt sich doppelt aus, wenn du sie gezielt für dein Business einsetzen kannst.

FAQ - Häufige Fragen zur Steueroptimierung zum Jahresende

Bringt Steueroptimierung auch etwas für Kleinunternehmer:innen?

Ja, auf jeden Fall! Auch ohne Umsatzsteuerpflicht kannst du mit gezielten Investitionen, Rücklagenplanung und sauberer Buchhaltung deine steuerliche Belastung optimieren – zum Beispiel durch Sofortabschreibungen oder den Investitionsabzugsbetrag (wenn du die Voraussetzungen erfüllst).

Was, wenn ich bislang keine Rücklagen gebildet habe?

Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, damit zu starten. Prüfe deine bisherigen Gewinne, kalkuliere die mögliche Steuerlast und leg so viel wie möglich zur Seite. Selbst ein kleiner Puffer hilft, Liquiditätsengpässe im Januar zu vermeiden.

Lohnt sich der Investitionsabzugsbetrag auch bei kleinen Beträgen?

Ja – besonders bei geplanten Anschaffungen im kommenden Jahr. Schon bei Beträgen ab etwa 500 € kann der IAB spürbare Steuervorteile bringen, wenn du ihn korrekt anwendest. Wichtig ist, dass du ihn sauber dokumentierst und die Investition in den nächsten drei Jahren durchführst.

Muss ich alles sofort umsetzen, oder reicht es bis Dezember?

Je früher du deine Planung startest, desto mehr Handlungsspielraum hast du – zum Beispiel bei Investitionen oder der Anpassung von Vorauszahlungen. Spätestens im Dezember solltest du aber alle Maßnahmen abgeschlossen haben, damit sie noch ins Steuerjahr 2025 fallen.

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Autor - Robert Jödicke

Robert Jödicke ist ein erfahrener Steuerexperte und Autor bei Accountable, spezialisiert auf Steuertipps und Steuerersparnisse für Selbstständige.

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