Alle Jahre wieder steht die Steuererklärung für Selbstständige an. Obwohl die Abgabefrist oft noch in weiter Ferne liegt, möchten viele das Thema frühzeitig abhaken. Doch ab wann bearbeiten die Finanzämter eingereichte Steuererklärungen – und wie lange dauert es, bis der Steuerbescheid vorliegt? Hier erfährst du, was du zur Bearbeitungsdauer der Steuererklärung wissen solltest.
Im Gegensatz zu Angestellten, deren Lohnsteuer direkt vom Arbeitgeber ans Finanzamt abgeführt wird, musst du als Selbstständige:r selbst aktiv werden. Das bedeutet, dass du verpflichtet bist, deine Einkommensteuer eigenständig zu erklären und bestimmte Steuerfristen einzuhalten. Das gilt übrigens auch für nebenberuflich Selbstständige.
Während Angestellte oft eine Steuererstattung erhalten, sieht es bei Selbstständigen meist anders aus: Statt Geld zurückzubekommen, müssen sie in der Regel Steuern nachzahlen. Jedes Einkommen, das du aus deiner selbstständigen Tätigkeit erzielst, unterliegt der Steuerpflicht.
Generell müssen nach den §§ 13–22 EStG folgende Einkünfte versteuert werden:
Hast du mehrere dieser verschiedenen Einkunftsarten, setzt sich dein Gesamteinkommen, das du versteuern musst, aus allen Einkünften zusammen.
➡️Hier erfährst du mehr zum Thema Einkommensteuer.
➡️So einfach kannst du deine Einkommensteuererklärung mit Accountable einreichen.
Die Steuererklärung ist ein zentrales Element im deutschen Steuersystem. Sie dient dazu, dem Finanzamt einen Überblick über deine finanzielle Situation im vergangenen Kalenderjahr zu geben. Als Selbstständige:r bist du im Gegensatz zu vielen Angestellten gesetzlich verpflichtet, diese Erklärung jährlich abzugeben.
Du gibst:r sämtliche Einkünfte und Ausgaben an, die für die steuerliche Bewertung deines Einkommens relevant sind. Dazu zählen Einnahmen aus deiner selbstständigen Tätigkeit und weitere der oben genannten Einnahmen, aber auch Ausgaben, die du hast, zum Beispiel Betriebsausgaben, Werbungskosten und Sonderausgaben wie Beiträge zur Altersvorsorge oder Krankenversicherung.
Das Finanzamt nutzt diese Angaben, um die Höhe deiner Einkommensteuer zu berechnen. Je nach deiner individuellen Situation kann sich daraus entweder eine Nachzahlung oder eine Erstattung ergeben.
Wie lange die Bearbeitungsdauer für deine Einkommensteuererklärung beträgt, hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen:
Die Bearbeitungsdauer deiner Steuererklärung kann in der Regel zwischen vier Wochen und drei Monaten betragen – in manchen Fällen sogar bis zu fünf Monate.
Die jährliche Abgabefrist für die Einkommensteuererklärung endet regulär am 31. Juli des Folgejahres. Für viele Selbstständige bedeutet das: Bis zu diesem Stichtag muss die Steuererklärung beim Finanzamt eingegangen sein. Wenn du dich von einer Steuerberatung vertreten lässt, verlängert sich diese Frist automatisch bis zum letzten Tag im Februar des übernächsten Jahres (Ausnahme: für die Steuererklärung 2024 hast du in diesem Fall bis zum 30.4.2026 Zeit). Die längere Frist verschafft dir nicht nur mehr Zeit, sondern auch die Möglichkeit, deine Erklärung gemeinsam mit Fachleuten möglichst vollständig und korrekt vorzubereiten.
Solltest du bereits im Voraus wissen, dass du diese Fristen nicht einhalten kannst, hast du die Möglichkeit, eine Fristverlängerung zu beantragen. Dies kann formlos geschehen, muss allerdings vor Ablauf der Frist eingereicht werden.
💡 Wichtig: Das Finanzamt ist nicht verpflichtet, deinem Antrag stattzugeben. Es handelt sich dabei lediglich um eine Ermessensentscheidung. Deshalb entfielt es sich den Antrag möglichst freundlich und möglicherweise auch mit ein paar nachvollziehbaren Begründungen zu formulieren.
Seit dem Veranlagungszeitraum 2025 gelten wieder die regulären Fristen, nachdem sie in den Jahren zuvor aufgrund der Corona-Pandemie mehrfach verlängert wurden. Es ist daher wichtig, die geltenden Fristen im Blick zu behalten, um Verspätungszuschläge oder gar Zwangsgelder zu vermeiden. Eine verspätete Abgabe kann außerdem dazu führen, dass das Finanzamt eine Schätzung deiner Einkünfte vornimmt – und die fällt in der Regel zu deinen Ungunsten aus.
💡 Tipp: Auch wenn du noch keine abschließenden Unterlagen hast, kannst du deine Steuererklärung zunächst mit geschätzten Werten abgeben und später korrigieren. Das ist besser, als die Frist komplett zu verpassen.
Viele glauben, dass eine früh abgegebene Steuererklärung auch schneller bearbeitet wird – doch das ist ein Trugschluss. Während Steuerzahler:innen feste Abgabefristen einhalten müssen, gibt es für das Finanzamt keine verbindlichen Bearbeitungszeiten. In der Regel werden Steuererklärungen nach Eingangsdatum bearbeitet, doch je nach Bundesland, Finanzamt und Arbeitsbelastung kann die Bearbeitungsdauer der Steuererklärung variieren.
Allerdings beginnt die Bearbeitung ohnehin nicht sofort: Die Finanzämter erhalten die dafür nötige Software erst ab März, da in den ersten Monaten des Jahres noch steuerrechtliche Änderungen eingearbeitet werden. Zudem haben Versicherungen und Krankenkassen bis zum 28. Februar Zeit, ihre Daten ans Finanzamt zu übermitteln. Wenn du deine Steuererklärung bereits im Januar abgibst, hast du also keinen Zeitvorteil. Du kannst aber darauf hoffen, früh in der Bearbeitungsreihenfolge zu landen.
💡 Tipp von Accountable: Dein Vorteil, wenn du deine Steuererklärung online mit Accountable einreichst? Sie wird schneller bearbeitet! Denn die Finanzämter bearbeiten diese vorrangig vor Steuererklärungen in Papierform.
Ist dein Steuerbescheid nach drei Monaten noch nicht eingetroffen, kannst du höflich bei deinem zuständigen Sachbearbeiter oder deiner zuständigen Sachbearbeiterin nachfragen, wann du mit dem Bescheid rechnen kannst.
Bleibt die Bearbeitung auch nach sechs Monaten aus, hast du die Möglichkeit, eine Mahnung einzureichen oder einen sogenannten Untätigkeitseinspruch beim Finanzamt zu stellen. Dieser Schritt sollte jedoch das letzte Mittel sein. Ein persönliches Gespräch ist meist der bessere Weg.
Wichtig: Die Bearbeitungsdauer deiner Steuererklärung kann sich verlängern, wenn deine Unterlagen:
Falls dein Steuerbescheid erst nach 15 Monaten ergeht, erhältst du zudem Zinsen auf eine mögliche Steuererstattung.
Damit du deine Steuererklärung fristgerecht und ohne unnötigen Stress abgeben kannst, ist eine gute Vorbereitung das A und O. Am besten beginnst du bereits zu Jahresbeginn damit, deine Unterlagen zu ordnen und alle Belege systematisch zu sammeln. Eine strukturierte Buchhaltung während des Jahres spart dir viel Zeit bei der Erstellung deiner Erklärung. Nutze eine entsprechende Buchhaltungssoftware oder digitale Tools wie Accountable, um deine Einnahmen und Ausgaben übersichtlich zu dokumentieren.
Zudem ist es hilfreich, regelmäßig Rücklagen für die zu erwartende Steuerzahlung zu bilden. So kommst du nicht in Zahlungsschwierigkeiten. Informiere dich außerdem frühzeitig über mögliche Änderungen im Steuerrecht, die für das aktuelle Jahr gelten. Wer gut vorbereitet ist, kann nicht nur die Fristen besser einhalten, sondern auch aktiv Einfluss auf die Steuerhöhe nehmen – etwa durch das gezielte Nutzen von Freibeträgen oder Abschreibungen.
Gerade für Selbstständige kann es sinnvoll sein, die Hilfe einer Steuerberatung in Anspruch zu nehmen. Denn auch wenn es inzwischen zahlreiche digitale Tools zur Erstellung der Steuererklärung gibt, kann eine professionelle Beratung den entscheidenden Unterschied ausmachen und dir viel Geld sparen: Steuerberater:innen verfügen über umfassendes Wissen zu gesetzlichen Regelungen, kennen aktuelle Urteile und können individuelle Gestaltungsspielräume optimal nutzen.
Eine Steuerberatung ist besonders dann ratsam, wenn du komplexe Einkommensverhältnisse hast, etwa durch mehrere Einkunftsarten, Auslandseinkünfte oder größere Investitionen. Auch bei Fragen zu Abschreibungen, Sonderausgaben, Betriebsausgaben oder der steuerlichen Behandlung von Rücklagen ist professionelle Unterstützung oft hilfreich. Hinzu kommt, dass Steuerberater:innen dir nicht nur bei der Erstellung der Steuererklärung helfen, sondern dich auch bei Betriebsprüfungen oder Einsprüchen gegen Steuerbescheide unterstützen können.
Nicht zuletzt verschafft dir eine Steuerberatung auch zeitliche Entlastung. Du kannst dich auf dein Kerngeschäft konzentrieren, während Fachleute deine steuerlichen Pflichten im Blick behalten. Und: Durch die automatische Fristverlängerung für Mandant:innen einer Steuerberatung gewinnst du zusätzliche Zeit für die Vorbereitung deiner Unterlagen.
Damit es nicht zu Verzögerungen bei deiner Steuererklärung kommt, solltest du von Anfang an alle erforderlichen Belege und Nachweise mitschicken. Dazu gehören:
Solltest du deinen Steuerbescheid erhalten und feststellen, dass er fehlerhafte Angaben enthält oder wichtige Posten fehlen, hast du einen Monat Zeit, Einspruch einzulegen. Dieser kann formlos per Brief oder über das Elster-Portal erfolgen. Wichtig ist, dass du dem Finanzamt die Fehler nachvollziehbar erläuterst und entsprechende Nachweise beilegst. Wird der Fehler anerkannt, erhältst du einen korrigierten Bescheid. Andernfalls kann auch ein Antrag auf schlichte Änderung gestellt werden, falls du auf eine gerichtliche Auseinandersetzung verzichten willst.
Genauere Infos, wie du Fehler korrigierst und was im schlimmsten Fall passieren kann, erklären wir im Blogpost Was tun bei Fehlern in der Steuererklärung?
💡 Tipp von Accountable: Um Nachfragen vom Finanzamt zu vermeiden und keine unnötige, lange Bearbeitungszeit zu riskieren, ist es ratsam, alle notwendigen Unterlagen, Belege und Nachweise direkt mit deiner Steuererklärung abzugeben.Die Steuererklärung von Accountable ist für Selbstständige optimiert und wird direkt ans Finanzamt übermittelt!
Wie lange dauert es, bis mein Steuerbescheid kommt?
Die Bearbeitungszeit beträgt in der Regel 4 bis 12 Wochen. In Einzelfällen kann es auch länger dauern.
Wann beginnt das Finanzamt mit der Bearbeitung?
In der Regel ab März, nachdem alle relevanten Daten (z. B. von Versicherungen) übermittelt wurden und die aktuelle Software im Finanzamt zur Verfügung steht.
Bekomme ich Zinsen, wenn der Steuerbescheid spät kommt?
Ja, ab dem 15. Monat nach Ende des Steuerjahres gibt es 0,15 % Zinsen pro Monat auf Erstattungen.
Was kann ich tun, wenn ich nach Monaten noch keinen Bescheid habe?
Zunächst beim Finanzamt freundlich nachfragen. Nach 6 Monaten kannst du auch einen Untätigkeitseinspruch stellen.
Wie kann ich die Bearbeitung beschleunigen?
Was passiert, wenn ich die Abgabefrist verpasse?
Es können Verspätungszuschläge, Zwangsgelder oder sogar eine Schätzung deiner Einkünfte durch das Finanzamt erfolgen.
Lohnt sich die Nutzung von Steuer-Software?
Ja, besonders für Selbstständige. Softwarelösungen helfen dir bei der korrekten Erfassung deiner Daten, bieten automatische Plausibilitätsprüfungen und ermöglichen eine einfache Übermittlung ans Finanzamt.
20 Kapitel knallhart recherchiert und vom Steuerprofi geprüft
Kostenlos herunterladenAutor - Tino Keller
Tino Keller ist der Mitbegründer von Accountable und möchte damit Steuern und Finanzen für Selbstständige revolutionieren.
Wer ist Tino ?Danke für dein Feedback!
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