Du möchtest dein Wissen weitergeben, flexibel arbeiten und dein eigenes Einkommen bestimmen? Dann könnte die Selbstständigkeit als Dozent:in genau das Richtige für dich sein. Doch bevor du loslegst, solltest du wissen, was dich erwartet. Wir geben dir Tipps, wie du dich erfolgreich als Dozent:in selbstständig machen kannst.
Als selbstständige:r Dozent:in arbeitest du auf Honorarbasis – das bedeutet, du bekommst für jede gehaltene Unterrichtseinheit oder jedes Seminar ein festgelegtes Honorar, bist aber nicht fest bei einem Arbeitgeber angestellt. Statt eines festen Gehalts musst du also selbst für eine kontinuierliche Auftragslage sorgen.
Ein großer Vorteil ist die Flexibilität: Du kannst deine Themen selbst wählen, deine Honorarsätze bestimmen und oft auch deine Arbeitszeiten selbst einteilen. Auf der anderen Seite bedeutet das aber auch, dass du kein festes Einkommen hast und selbst für deine Absicherung sorgen musst – etwa durch private Renten- und Krankenversicherungen.
Was genau ist eigentlich ein:e Dozent:in, und wie unterscheidet sich dieser Beruf von anderen Lehrtätigkeiten?
Der Begriff Dozent:in bezeichnet eine Person, die ihr Fachwissen in Form von Vorträgen, Kursen oder Seminaren an Lernende weitergibt. Dozent:innen unterrichten meist in der Erwachsenenbildung, an Hochschulen, bei privaten Bildungsträgern oder in Unternehmen. Allerdings ist „Dozent:in“ keine geschützte Berufsbezeichnung. Eine Ausbildung oder staatliche Prüfungen gibt es nicht.
Ein Dozent arbeitet meist praxisorientiert und vermittelt Fachwissen an eine bestimmte Zielgruppe – sei es in einem Sprachkurs, einer IT-Schulung oder einem betriebswirtschaftlichen Seminar.
Es gibt verschiedene Formen der Dozententätigkeit. Die wichtigsten sind:
Als selbstständige:r Dozent:in hast du zahlreiche Möglichkeiten, deine Expertise weiterzugeben:
Du möchtest als Dozent:in durchstarten? Dann solltest du dir zunächst überlegen, ob du die nötigen fachlichen und persönlichen Voraussetzungen mitbringst. Während in manchen Bereichen formale Abschlüsse erforderlich sind, zählen in anderen vor allem Fachwissen und didaktische Fähigkeiten.
Ob du als Dozent:in arbeiten kannst, hängt stark davon ab, wo du unterrichten möchtest:
Falls du noch keine Lehrerfahrung hast, kannst du mit kostenlosen Workshops oder Gastvorträgen beginnen, um dein Wissen praxisnah zu vermitteln.
Neben dem Fachwissen kommt es stark auf deine didaktischen und kommunikativen Fähigkeiten an. Besonders wichtig sind:
Wenn du unsicher bist, kannst du eine Weiterbildung im Bereich Erwachsenenbildung oder Didaktik absolvieren – zum Beispiel bei der IHK oder Volkshochschule.
➡️ Hier verraten wir dir mehr zu wichtigen Freelancer-Skills!
Ein zentraler Punkt beim Start in die Selbstständigkeit ist die Frage: Bin ich als Dozent:in freiberuflich tätig oder brauche ich eine Gewerbeanmeldung? Die Antwort hängt davon ab, wie du deine Tätigkeit genau ausübst.
Nach deutschem Steuerrecht (§ 18 EStG) zählt die „Unterrichtung“ zu den freiberuflichen Tätigkeiten. Das bedeutet, dass du kein Gewerbe anmelden musst und von der Gewerbesteuer befreit bist.
Hinweis von Accountable: Für Dozententätigkeiten gibt es keine Katalogberufe, daher ist die Voraussetzung für den Status als Freiberufler:in immer die unterrichtende Tätigkeit.
Freiberufler:innen müssen sich lediglich beim Finanzamt anmelden und erhalten eine Steuernummer für die Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR), die zur Steuererklärung gehört.
Typische Beispiele für freiberufliche Dozent:innen:
Falls du über die reine Dozententätigkeit hinausgehst und unternehmerisch handelst, kann das Finanzamt deine Tätigkeit als gewerblich einstufen. Dies wäre der Fall, wenn du:
Falls du gewerblich tätig bist, musst du ein Gewerbe anmelden und ggf. Gewerbesteuer zahlen. Die Gewerbesteuer greift aber erst ab einem Gewinn von über 24.500 € pro Jahr.
Tipp von Accountable: Falls du unsicher bist, ob deine Tätigkeit als freiberuflich oder gewerblich eingestuft wird, solltest du dies direkt beim Finanzamt klären. Auch ein Gespräch mit einer:m Steuerberater:in kann helfen, böse Überraschungen zu vermeiden.
➡️ Mehr zum Thema in unserem Guide „Freiberufler oder Gewerbe?“
Sobald du dich entschieden hast, als selbstständige:r Dozent:in zu arbeiten, musst du einige formale Schritte erledigen. Der bürokratische Aufwand hält sich in Grenzen, aber es gibt ein paar wichtige Punkte, die du beachten solltest.
Da die meisten Dozent:innen als Freiberufler:innen gelten, musst du dich nur beim Finanzamt anmelden. Das geht formlos per Brief oder über den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung, den du nach der Anmeldung über ELSTER (Online-Portal der Finanzbehörden) ausfüllen kannst.
Du erhältst dann eine Steuernummer, die du für Rechnungen und die jährliche Steuererklärung brauchst. Falls du die Kleinunternehmerregelung (§ 19 UStG) nutzen willst, kannst du das im Fragebogen angeben – dann entfällt die Umsatzsteuer auf deine Rechnungen (seit 2025 sind das bis 25.000 € Umsatz pro Jahr).
Falls deine Tätigkeit gewerblich eingestuft wird (z. B. weil du Kurse über eine eigene Plattform verkaufst), müsstest du zusätzlich ein Gewerbe beim Gewerbeamt anmelden.
Ein heikles Thema für viele selbstständige Dozent:innen ist die Rentenversicherungspflicht.
Laut § 2 SGB VI sind selbstständige Lehrkräfte in bestimmten Fällen pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung. Das betrifft dich, wenn:
Falls das auf dich zutrifft, musst du 18,6 % deines Einkommens in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Falls du für mehrere Auftraggeber:innen arbeitest oder eigene Kurse anbietest, bist du von dieser Pflicht meist befreit.
Tipp: Lass dich von der Deutschen Rentenversicherung beraten, um sicherzugehen!
Falls du aus einer Festanstellung kommst, kannst du dich evtl. für eine freiwillige Weiterversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse entscheiden.
➡️ In unserer Übersicht stellen wir alle Optionen vor, die du als Selbstständige:r beim Thema Krankenversicherung hast.
Um rechtlich abgesichert zu sein, solltest du klare Verträge mit deinen Auftraggeber:innen oder Teilnehmenden abschließen. Wichtige Punkte:
Wenn du eigene Seminare anbietest, können Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sinnvoll sein – vor allem, wenn du Online-Kurse oder digitale Inhalte verkaufst.
Das Einkommen von selbstständigen Dozent:innen kann stark variieren – von schlecht bezahlten VHS-Kursen bis zu hochdotierten Firmenschulungen. Wie viel du verdienst, hängt von deinen Auftraggeber:innen, deiner Spezialisierung und deinem Verhandlungsgeschick ab.
➡️ Damit du am Ende des Monat auch genug verdienst, haben wir dir eine Checkliste zusammengestellt, wie du überhaupt erstmal dein Honorar berechnest.
Hier eine grobe Orientierung zu den üblichen Honorarsätzen:
Einsatzbereich | Honorarsatz pro Stunde |
Volkshochschule (VHS) | 20–50 € |
Hochschule (Lehrauftrag) | 40–80 € |
Unternehmen (Fachtraining) | 80–200 € |
Online-Kurse (pro Teilnehmer:in) | Variabel (10–500 € pro Kurs) |
Tipp von Accountable: Besonders lukrativ sind Schulungen für Unternehmen, da Firmen oft höhere Budgets für Weiterbildungen haben.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dein Honorar festzulegen:
Damit du von deiner Dozententätigkeit leben kannst, solltest du deine Honorare klug kalkulieren. Berücksichtige dabei:
Falls du anfangs Schwierigkeiten hast, ausreichend gut bezahlte Aufträge zu bekommen, kannst du deine Angebote über LinkedIn, Xing, Fachmessen oder Social Media bewerben.
➡️ Wir haben noch mehr Tipps, wie du höhere Honorare verhandelst.
Egal, wie gut dein Fachwissen ist – ohne Kund:innen läuft in der Selbstständigkeit nichts. Während Volkshochschulen oder Hochschulen feste Ausschreibungen haben, musst du dich in der freien Wirtschaft und im Online-Bereich aktiv vermarkten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einem klugen Mix aus Netzwerken, Online-Präsenz und strategischer Selbstvermarktung.
Viele selbstständige Dozent:innen starten mit Lehraufträgen an Hochschulen oder Volkshochschulen (VHS). Doch diese sind oft schlecht bezahlt und bieten wenig Planungssicherheit. Daher lohnt es sich, breiter aufgestellt zu sein:
Viele Dozent:innen verlassen sich zu sehr auf bestehende Vermittlungsplattformen. Doch wenn du unabhängig von Bildungsträgern arbeiten willst, brauchst du eine starke eigene Online-Präsenz.
Eigene Website: Dein digitales Aushängeschild
Eine professionelle Website vermittelt Seriosität und macht es Unternehmen leichter, dich direkt zu buchen.
➡️ Eine eigene Website zu erstellen, ist mittlerweile gar nicht mehr schwer. Hilfe gibt’s zum Beispiel bei den Baukastensystemen von Jimdo oder Wix.
LinkedIn & Xing: Die besten Plattformen für Dozent:innen
Tipp: Ein gut gepflegtes LinkedIn-Profil mit regelmäßigen Beiträgen kann dir langfristig direkte Anfragen von Unternehmen bringen – oft sogar ohne aktives Akquirieren.
Online-Präsenz ist mehr als nur eine Website. Live-Webinare oder Social-Media-Formate können dir helfen, dein Wissen gezielt zu vermarkten.
Tipp: Falls du langfristig planst, solltest du überlegen, dir ein digitales Angebot aufzubauen – z. B. einen Online-Kurs oder eine Membership-Plattform.
Die beste Werbung ist immer noch eine persönliche Empfehlung. Unternehmen buchen Dozent:innen lieber, wenn sie über Kolleg:innen oder Partner:innen empfohlen wurden.
Wie kannst du das aktiv nutzen?
Tipp von Accountable: Wenn du regelmäßig für Unternehmen arbeitest, kannst du versuchen, Rahmenverträge abzuschließen. So sicherst du dir regelmäßige Aufträge ohne ständige Akquise.
Der Einstieg in die Dozententätigkeit kann über verschiedene Wege erfolgen:
Ein guter Startpunkt ist, zunächst nebenberuflich selbstständig als Dozent:in tätig zu werden und sich schrittweise ein Netzwerk und Kundenstamm aufzubauen.
Autor - Sophia Merzbach
Sophia ist seit vielen Jahren Teil des Accountable-Teams und verbindet journalistische Genauigkeit mit handfestem Steuerwissen.
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