Der Online-Marketplace Etsy ist für kreative und handwerklich begabte Menschen eine tolle Möglichkeit, um erste selbstständige Einkünfte zu erzielen. Für einen reibungslosen Start solltest du dich allerdings vorab mit den rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen vertraut machen, die für den Handel über die Plattform gelten.
In diesem Artikel erfährst du, wer über Etsy verkaufen darf, ob du dafür extra ein Gewerbe anmelden musst und welche steuerlichen Pflichten mit dem Verkauf auf Etsy verbunden sind.
Bei Etsy handelt es sich um eine US-amerikanische E-Commerce Plattform, die auf den Handel mit kreativen und selbstgemachten Produkten spezialisiert ist. Es gibt sie bereits seit 2005. Inzwischen hat sich Etsy zu einem der weltweit größten Online-Marktplätze in diesem Bereich entwickelt. Vor über zehn Jahren hat Etsy daher neben der Zentrale in New York City unter anderem auch ein Büro in Berlin errichtet. Hier liegt der Fokus allein auf den Handel im deutschsprachigen Raum. Inzwischen sind insgesamt fast 100 Millionen Käufer:innen und gut 8 Millionen Verkäufer:innen auf der Plattform aktiv.
Die vollständige Liste mit Beispielen und näheren Ausführung findest du in Etsys offiziellen Kreativitätsstandards.
Prinzipiell kann jede:r auf Etsy einen Shop eröffnen und dort Produkte verkaufen. Das heißt, dass die Plattform nicht nur Selbstständigen, sondern auch Privatpersonen für den Kauf und Verkauf offensteht.
Wenn du Produkte über Etsy verkaufst, wirst du nicht automatisch als Gewerbetreibende:r eingestuft. Du kannst auch einen Shop eröffnen, ohne ein Gewerbe zu besitzen. Die entscheidenden Faktoren für die Einstufung als Privatperson oder Gewerbetreibende:r sind die Regelmäßigkeit und Gewinnerzielungsabsicht. Der gelegentliche Verkauf ohne Gewinnabsicht ist als Privatperson möglich. Der regelmäßige Verkauf mit Gewinnerzielungsabsicht gilt jedoch als gewerbliche Tätigkeit und erfordert eine Gewerbeanmeldung. Die Grenzen sind dabei fließend, im Zweifelsfall entscheiden das Finanzamt bzw. die Gerichte über deinen Gewerbestatus.
Vergangene Urteile zeigen, dass bereits zwischen 15 und 25 Verkäufe ausreichen, um als Gewerbetreibende:r eingestuft zu werden. Allerdings müssen diese Verkäufe innerhalb eines recht kurzen Zeitraums von beispielsweise ein oder zwei Monaten stattfinden und einen gewissen Umsatz generieren. Falls du dir nicht sicher bist, solltest du dich direkt mit deinem Finanzamt in Verbindung setzen und dir dort Rat holen, um auf der sicheren Seite zu sein. Falls dein Vorhaben die Anmeldung eines Gewerbes voraussetzt, kannst du deine Planung frühzeitig starten.
Um mit deinem eigenen Etsy Shop durchzustarten, musst du dich nur bei der Plattform registrieren und kannst direkt deine ersten eigenen Produkte zum Verkauf anbieten. Falls du allerdings vorhast, regelmäßig Produkte über Etsy zu verkaufen, solltest du dich ein wenig vorbereiten. Du musst nämlich dein Gewerbe anmelden und eine Umsatzsteuer-ID beantragen.
Die Umsatzsteuer-ID erhältst du vom Bundesministerium der Finanzen. Du kriegst sie nach der Ausfüllung eines kurzen Formulars zugewiesen. Falls du mehr darüber erfahren möchtest, lies dir unseren Artikel zur Umsatzsteuer-Identifikationsnummer durch.
Zur Gründung deines Gewerbes musst du dich zuerst einmal über den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung selbstständig melden, um eine entsprechende Steuernummer zu erhalten.
Im Anschluss musst du bei dem für dich zuständigen Gewerbeamt einen Gewerbeschein beantragen. Dafür musst du je nach Standort deines Gewerbes einmalig zwischen 15 und 70 Euro zahlen.
Wenn du diese steuerlichen Informationen hast, dann kannst du dich schnell und einfach bei Etsy registrieren und sofort mit dem Verkauf von Produkten beginnen.
Der Verkauf von Produkten über Etsy ist mit ein paar Gebühren verbunden:
Darüber hinaus hast du für 10 $ im Monat die Option, einen Etsy-Plus-Account als Abo dazuzubuchen. Dieser bietet dir zusätzlichen Support sowie ein monatliches Bonusguthaben für das Einstellen von 15 Artikeln. Außerdem erhältst du monatlich 5 $ für die Verwendung von Etsy Ads.
Gut zu wissen: Die Basiswährung bei Etsy ist US-Dollar, daher können die genannten Gebühren je nach Wechselkurs etwas schwanken.
Wenn du als Verkäufer:in auf Etsy Werbung machen möchtest, stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Eine zentrale Option sind die Etsy Ads. Dabei handelt es sich um bezahlte Anzeigen, die direkt auf Etsy geschaltet werden. Du kannst ein Tagesbudget festlegen, und Etsy platziert deine Anzeigen automatisch. Beispielsweise in den Suchergebnissen oder auf der Startseite. Dabei gilt das Cost-per-Click Modell: Du zahlst nur, wenn jemand tatsächlich auf deine Anzeige klickt. Die Platzierung deiner Anzeige hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem von der Relevanz für die Suchanfrage, der Qualität deiner Artikel, deinem Budget und der Wahrscheinlichkeit, dass ein Artikel angeklickt oder gekauft wird.
Zusätzlich bietet Etsy das Programm Offsite Ads an. Dabei wirbt Etsy für deine Artikel auf externen Plattformen wie Google, Facebook oder Instagram. Du selbst musst nichts aktiv tun. Außerdem übernimmt Etsy die Vorabkosten. Erst wenn ein: Käufer:in innerhalb von 30 Tagen nach einem Klick auf eine solche Anzeige einen Kauf in deinem Shop tätigt, wird eine Werbegebühr fällig. Hast du in einem Zeitraum von zwölf Monaten mehr als 10.000 US-Dollar Umsatz erzielt, bist du dauerhaft zur Teilnahme an Offsite Ads verpflichtet. Liegt dein Umsatz darunter, kannst du dich von diesem Programm abmelden.
Darüber hinaus hast du die Möglichkeit, eigene Rabattaktionen und Gutscheine zu erstellen. Du kannst zum Beispiel einen Sale mit prozentualen Rabatten oder kostenlosem Versand starten oder personalisierte Gutscheincodes an deine Kunden verschicken. Besonders hilfreich ist das Tool „Gezielte Angebote“: Es ermöglicht dir, automatisch Coupons an Kund:innen zu senden, die deinen Shop favorisiert oder Artikel in den Warenkorb gelegt, aber nicht gekauft haben. Du kannst sie aber auch als kleines Dankeschön nach einem Kauf verschicken.
Wenn du gewerblich Produkte über Etsy verkaufst, dann musst du diese Einnahmen auch versteuern. Dafür sind in der Regel die folgenden drei Steuerklassen besonders relevant.
Deine Einnahmen musst du in deiner jährlichen Einkommensteuererklärung aufführen und entsprechend versteuern. Das gilt auch für jegliche Einnahmen, die du über Etsy generierst. Für Selbstständige ist dabei insbesondere die Anlage S zur Steuererklärung wichtig, die du unter anderem in Elster als Formular findest.
Wenn du mit allen deinen Einnahmen unter der aktuell geltenden Freibetragsgrenze von 12.084 Euro (Stand 2025) bleibst, dann musst du deine Einnahmen zwar in der Steuererklärung angeben, aber dafür keine Einkommensteuer entrichten.
💡Tipp von Accountable: Um einen Überblick über deine Einnahmen zu haben, solltest du dir nicht nur ein Geschäftskonto zulegen, um deine privaten und beruflichen Finanzen voneinander zu trennen, sondern dir im besten Fall auch eine Accounting-App zulegen. Mit Accountable kannst du zum Beispiel ganz einfach über die integrierte Fotoerkennung deine Belege und Rechnungen hochladen und so deine Einnahmen digitalisieren.
Eine weitere Steuer, die für dich als Verkäufer:in auf Etsy interessant wird, ist die Umsatzsteuer. Sofern du nicht als Kleinunternehmer:in von der Umsatzsteuerpflicht befreit bist, musst du deine Einnahmen nämlich zusätzlich zur Einkommensteuer auch mit der Umsatzsteuer versehen. In diesem Fall stellt Etsy dir Rechnungen ohne Umsatzsteuer aus.
Falls du als Kleinunternehmer:in agierst, schlägt Etsy die 19% Umsatzsteuer auf ihre Gebührenrechnung auf und meldet dies dem Finanzamt. Du musst wiederum nur die Gebühren begleichen und dich nicht weiter mit der Umsatzsteuer auseinandersetzen.
Falls du jedoch auch als Kleinunternehmer eine Umsatzsteuer-ID besitzt oder aber umsatzsteuerpflichtig angemeldet bist, musst du selbst das korrekte Melden und Abführen der Umsatzsteuer übernehmen. Etsy stellt dir dann wiederum eine Rechnung aus, auf der keine Umsatzsteuer berechnet wird.
➡️Umsatzsteuer als Freiberufler: alles was du wissen musst.
Schließlich musst du als Gewerbetreibende:r auch die Gewerbesteuer entrichten. Diese leistest du als vierteljährliche Vorauszahlungen. Die Höhe der Steuer ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Allerdings kannst du Stand 2025 bis zu 24.500 Euro im Jahr verdienen, ohne dass dafür die Gewerbesteuer fällig wird.
➡️Mehr darüber, wie du ein Gewerbe gründest und anmeldest, erfährst du hier.
Natürlich gibt es neben Etsy auch noch einige weitere Plattformen, die ähnlich funktionieren, jedoch in der Regel eine etwas andere inhaltliche Ausrichtung als Etsy haben.
Falls du dich prinzipiell dafür interessierst, auch auf anderen Plattformen tätig zu werden, dann schau dir doch mal eine der folgenden Marketplace-Optionen an:
Eine weitere Möglichkeit, um online dein erstes selbstständiges Geld zu verdienen, ist das Nutzen von sogenannten Freelancer-Plattformen wie Fiverr, Upwork oder Twago.
➡️Fiverr, Upwork & Co: Alles, was du über Freelancer Plattformen wissen musst
Brauche ich ein Gewerbe, um einen Etsy Shop zu gründen?
Nicht unbedingt. Gelegentliche Verkäufe ohne Gewinnerzielungsabsicht können auch als Privatperson erfolgen. Wenn du jedoch regelmäßig Produkte mit Gewinnabsicht verkaufst, giltst du als gewerbliche:r Verkäufer:in und muss ein Gewerbe anmelden.
Welche Kosten entstehen durch einen Etsy Shop?
Neben einer einmaligen Einrichtungsgebühr von 15 $ fallen 0,20 $ pro Artikel sowie 6,5 % Transaktionsgebühren und ggf. 4 % Zahlungsgebühren an. Ein Etsy-Plus-Abo kostet zusätzlich 10 $ im Monat.
Was darf ich auf Etsy verkaufen?
Erlaubt sind handgefertigte Produkte, Eigendesigns, kuratierte Artikel (z. B. Vintage-Produkte) und Materialien für Kreativbedarf.
Wie funktioniert Werbung auf Etsy?
Du kannst über Etsy Ads innerhalb der Plattform und mit Offsite Ads auf anderen Webseiten für deine Produkte werben.
20 Kapitel knallhart recherchiert und vom Steuerprofi geprüft
Kostenlos herunterladenAutor - Sophia Merzbach
Sophia ist seit vielen Jahren Teil des Accountable-Teams und verbindet journalistische Genauigkeit mit handfestem Steuerwissen.
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