Factoring ist eine Finanzdienstleistung, bei der Unternehmen offene Forderungen an Kund:innen vor dem Fälligkeitsdatum an einen Drittanbieter, den Factor, veräußern. Könnte diese Finanzierungsform auch für Selbstständige und Freelancer nützlich sein, um den Cashflow zu verbessern und die Liquidität zu erhöhen? In diesem Artikel gehen wir diesen und weiteren Fragen nach.
Du kennst das bestimmt: Wenn deine Kund:innen zu spät zahlen, können dir Liquiditätsengpässe entstehen. Abhilfe schafft in diesem Fall das sogenannte Factoring. Früher stand diese Form der Rechnungsvorfinanzierung nur solventen Unternehmen offen, heutzutage können auch Selbstständige und Freelancer:innen die Vorteile nutzen.
Factoring lässt sich einfach definieren bzw. erklären. Es bezeichnet den Prozess, bei dem man als Freiberufler:in oder Freelancer:in offene Forderungen an ein spezialisiertes Unternehmen überträgt. Das bedeutet, dass du dich nicht mehr um lange Zahlungsfristen oder das Ausfallrisiko von Kunden kümmern musst. Stattdessen erhältst du sofort einen Großteil deines Geldes.
Bei diesem Vorgang sind stets drei Akteure beteiligt: Der Freiberufler, der eine abrechenbare Leistung erbringt, der Factor, der häufig ein Finanzdienstleister oder eine Bank ist, und schließlich der eigentliche Kunde.
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Factoring kann auf verschiedene Weise strukturiert werden, abhängig von den Bedürfnissen deines Unternehmens und den Bedingungen des Factoring-Anbieters. Zu den gängigsten Arten von Factoring zählen:
Beim echten Factoring übernimmt der Factor das Ausfallrisiko für die Forderungen. Wenn ein Kunde seine Rechnung nicht bezahlt, liegt das Risiko beim Factor, nicht bei dir. Echtes Factoring kann teurer sein, da der Factor das Risiko des Forderungsausfalls trägt.
Im Gegensatz zum echten Factoring liegt beim unechten Factoring das Risiko des Forderungsausfalls bei dir. Wenn ein Kunde seine Rechnung nicht bezahlt, musst du den Factor entschädigen. Da das Risiko für den Factor geringer ist, sind die Gebühren für unechtes Factoring in der Regel niedriger.
Vollständiges Factoring umfasst nicht nur den Kauf deiner Forderungen, sondern auch Dienstleistungen wie Kreditprüfung und Inkasso. Dies kann besonders nützlich sein, wenn du nicht die Ressourcen hast, um dich um diese Aufgaben selbst zu kümmern.
Beim Inhouse Factoring verkauft das Unternehmen seine Forderungen an den Factor, behält jedoch das Debitorenmanagement und das Inkasso bei sich. Dies kann eine gute Option sein, wenn du die Kontrolle über den Inkassoprozess behalten möchtest.
Export Factoring ist speziell für Unternehmen gedacht, die international tätig sind. Der Factor hilft dabei, das Risiko von Devisenschwankungen zu managen und bietet oft auch Unterstützung bei der Abwicklung internationaler Transaktionen.
Beim stillen Factoring werden die Forderungen ohne Kenntnis der Schuldner verkauft. Im Gegensatz dazu steht das offene Factoring, bei dem die Schuldner darüber informiert werden, dass ihre Forderungen an einen Dritten verkauft wurden.
Beim Einzelfactoring werden einzelne, ausgewählte Rechnungen an den Factor verkauft, während beim Massenfactoring alle Rechnungen eines Unternehmens an den Factor verkauft werden.
Reverse Factoring ähnelt dem regulären Factoring, funktioniert aber etwas anders und dient auch einem anderen Zweck: Reguläres Factoring stellt in erster Linie eine Finanzierungsmethode für Verkäufer:innen (Lieferant:innen) dar, um ihre Liquidität zu verbessern, während Reverse Factoring eine Methode ist, die von Käufer:innen initiiert wird, um die finanzielle Stabilität ihrer Lieferant:innen und damit die Stabilität der gesamten Lieferkette zu verbessern. Daher spricht man in diesem Fall auch von Einkaufs- bzw. Lieferantenfinanzierung.
💡Tipp von Accountable: Jede Factoring-Art hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und kann je nach den spezifischen Bedürfnissen deines Unternehmens bzw. deiner selbstständigen Tätigkeit mal besser, mal schlechter geeignet sein. Es ist aber wichtig, die verschiedenen Optionen zu verstehen und sorgfältig zu prüfen, welche Art von Factoring am besten zu deiner finanziellen Strategie und deinen operativen Anforderungen passt.
Eine pauschale Aussage lässt sich leider nicht treffen, denn die Kosten für Factoring können je nach Anbieter, Branche und den spezifischen Umständen deiner Tätigkeit variieren. Zu den üblichen Kosten, die mit Factoring verbunden sind, zählen:
Dies ist die Hauptgebühr, die für den Factoring-Service berechnet wird. Sie wird oft als Prozentsatz des Gesamtbetrags der fakturierten Forderungen ausgedrückt. Die Factoring-Gebühr kann zwischen 0,5% und 5% oder mehr liegen, abhängig von verschiedenen Faktoren wie dem Volumen der Forderungen, der Laufzeit und dem Kreditrisiko der Debitoren.
Einige Factoring-Anbieter berechnen einen Diskontsatz, der ähnlich wie ein Zinssatz funktioniert. Dieser Satz wird auf den Vorschussbetrag angewendet, den du erhältst, und kann täglich, wöchentlich oder monatlich berechnet werden.
Die Vorschussrate ist der Prozentsatz des Rechnungsbetrags, den du sofort erhältst. Der Restbetrag wird nach Abzug der Factoring-Gebühr und anderer Gebühren zurückgehalten, bis der Kunde oder die Kundin die Rechnung bezahlt hat. Eine typische Vorschussrate liegt bei zwischen 70% und 90%.
Einige Factoring-Anbieter berechnen eine Einrichtungsgebühr für die Einrichtung deines Factoring-Kontos. Diese Gebühr kann einmalig oder jährlich sein.
Gebühren für die Überprüfung der Kreditwürdigkeit deiner Kund:innen sowie für die Verwaltung deines Kontos können anfallen.
Es könnten auch zusätzliche Gebühren für Dienstleistungen wie Inkasso, Überziehungen oder andere administrative Tätigkeiten in Rechnung gestellt werden.
Falls dein Unternehmen die vereinbarten Mindestvolumen für die Forderungen nicht erreicht, erhebt der Factor möglicherweise Mindestvolumengebühren.
💡Tipp von Accountable: Es ist wichtig, alle Gebühren und Kosten zu verstehen, bevor du dich für einen Factoring-Anbieter entscheidest. Ein detaillierter Vergleich verschiedener Anbieter und eine klare Aufstellung über alle anfallenden Gebühren hilft dir, eine informierte Entscheidung zu treffen.
Nehmen wir an, ein solo-selbstständiger Tischler hat eine Rechnung über 10.000 Euro für ein abgeschlossenes Projekt ausgestellt. Er hat einen Factoring-Vertrag mit einer Vorschussrate von 90% und einer Factoring-Gebühr von 2%.
Durch den Einsatz von Factoring konnte der Tischler seinen Cashflow verbessern und die sofortige Liquidität erhalten, die er benötigte, um die laufenden Betriebskosten zu decken und neue Projekte zu starten.
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Autor - Sophia Merzbach
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Kristin Speck