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Brutto- und Netto-Einkommen für Selbstständige

Geschrieben von: Sophia Merzbach

Aktualisiert am: August 12, 2025

Lesezeit: 6 Minuten

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Angestellte haben es leicht: Ein kurzer Blick auf die Lohnabrechnung genügt, um festzustellen, wie viel ihnen Netto von ihrem monatlichen Bruttogehalt übrigbleibt. Doch wie verhält es sich bei Selbstständigkeit?

Die Frage ist deutlich schwerer zu beantworten. Als Freiberufler:in oder Freelancer:in musst du dein Brutto und Netto selbstständig berechnen. Hier verraten wir dir, wie du dabei vorgehst, welche Abzüge du dabei berücksichtigen musst und wie du den richtigen Stunden- und Tagessatz berechnest, um von deiner Selbstständigkeit leben zu können. 

Selbstständig: Wie viel Netto bleibt vom Brutto?

Kannst du auf Anhieb sagen, wie viel Netto dir als Selbstständige:r monatlich zur Verfügung steht, um – neben deinen Lebenshaltungskosten – auch noch deine Hobbys, Freizeitaktivitäten und wohlverdienten Urlaube zu finanzieren, etwas zu sparen oder fürs Alter zurückzulegen?

Falls nicht, geht es dir wie vielen anderen, die ihr Geld durch selbständige Arbeit verdienen. Du kennst wahrscheinlich deinen Umsatz, aber wie viel Geld dir davon tatsächlich zum Leben bleibt, kannst du wahrscheinlich nicht genau sagen, ohne zuvor deine Kontoauszüge geprüft zu haben. 

Bevor du auch nur einen Euro von deinem monatlichen Umsatz für dich ausgeben kannst, werden davon zunächst die Kosten für deine Sozialversicherungen abgebucht. Je nachdem, wie du dich abgesichert hast, können diese Abzüge unterschiedlich hoch ausfallen.

Denn als Selbstständige:r musst du dich selbst um deine Kranken- und Rentenversicherung und die dazugehörigen Beiträge kümmern, während diese im Lohn von Angestellten bereits eingeschlossen sind. Zu den Kosten, die du selbst übernehmen musst, gehören je nach Versicherungsschutz:

Dazu kommt: Während du in Deutschland gesetzlich dazu verpflichtet bist, krankenversichert zu sein, besteht z.B. keine Pflicht für die Rentenversicherung. Das klingt zwar nach einer einfachen Möglichkeit, monatlich mehr Netto als Selbstständige:r zur Verfügung zu haben, jedoch solltest du zumindest deine private Altersvorsorge nicht außer Acht lassen, denn auf die staatliche Absicherung (Stichwort: Grundsicherung im Alter) kannst du dich nicht verlassen.

Neben weiteren steuerlichen Abzügen, wie z.B. die Einkommenssteuer, die dir im Gegensatz zu Arbeitnehmer:innen nicht monatlich von deinem Gehalt, sondern erst mit Abgabe deiner Steuererklärung von deinem Gewinn abgezogen werden, musst du, je nach Branche und Tätigkeit auch mit weiteren monatlichen Kosten rechnen:

  • Miete
  • Fahrtkosten
  • Materialkosten
  • Reisekosten
  • Telefonkosten
  • Hotelkosten
  • etc.

Erst wenn du diese Kosten von deinem monatlichen Umsatz abgezogen hast, weißt du als Selbstständige:r, wie viel Netto dir vom Brutto bleibt. 

💡 Tipp: Für Selbstständige und Freelancer sind klassische Brutto-Netto-Rechner aus dem Internet eher wenig hilfreich. Nutze stattdessen lieber unseren kostenlosen Steuer-Rechner, um dein Nettoeinkommen als Selbstständige:r zu berechnen!

Berechnung: Wieviel bleibt netto bei Selbstständigkeit

Damit du dir ausrechnen kannst, was dir netto als Selbstständige:r bleibt, musst du nicht nur alle deine Zahlen genau kennen, sondern dich im Idealfall auch mit steuerlichen Zusammenhängen auskennen. Denn die Berechnung des Nettoeinkommens von Selbstständigen ist deutlich komplexer als bei Angestellten, wie du im folgenden Beispiel siehst.

Angenommen, du hast dich als Yogalehrer:in selbstständig gemacht, bist 32 Jahre alt, ledig, hast keine Kinder und wohnst in Berlin. Du bist freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert und zahlst jeden Monat in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Deinen Jahresgewinn berechnest du mithilfe der Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR).

👉 Dein Gewinn im letzten Jahr beträgt brutto 48.400 € – also deine Einnahmen nach Abzug deiner betrieblichen Ausgaben wie die Miete fürs Yogastudio oder neue Yogamatten, aber vor Steuern und Sozialabgaben.

Davon musst du nun deine Sozialabgaben abziehen:

  • Kranken- und Pflegeversicherung: durchschnittlich 17,1 % deines Gewinns = 8.276 € jährlich bzw. ca. 690 € monatlich
  • Rentenversicherung: 18,6 % deines Gewinns = 9.002 € jährlich
  • Falls du eine freiwillige Arbeitslosenversicherung abgeschlossen hast, kannst du diese ebenfalls steuerlich geltend machen (z. B. 480 € jährlich)

👉 Zu versteuerndes Einkommen nach Abzug der Sozialbeiträge: ca. 31.122 €

Für 2025 ergibt sich bei diesem Einkommen eine Einkommensteuer von ca. 3.800 €.

Damit ergibt sich dein Nettoeinkommen:

  1. 48.400 € (Jahresgewinn)
  2. - 8.276 € KV/PV
  3. - 9.002 € RV
  4. - 3.800 € Einkommensteuer
  5. = Netto: 27.322 € jährlich = ca. 2.277 € im Monat

Wenn du zusätzlich z. B. 480 € freiwillige Arbeitslosenversicherung geltend machst, reduziert sich deine Steuer weiter – so erreichst du rund 2.500 € netto im Monat.

Du willst dich selbstständig machen? Hier gehts zur Ausfüllhilfe vom Fragebogen zur steuerlichen Erfassung für Selbstständige, den du zur Registrierung beim Finanzamt ausfüllen musst.

Was bleibt netto bei Selbstständigkeit? Das verdienen Freelancer

Damit du als Freiberufler:in oder Freelancer:in finanziell erfolgreich bist, sprich vom Brutto genug Netto übrigbleibt bei deiner selbstständigen Tätigkeit, solltest du dich vor allem nicht unter deinem Wert verkaufen.

Das Einkommen von Freelancer:innen schwankt ohnehin sehr stark, abhängig von der Branche, der jeweiligen Tätigkeit und auch nach Bundesländern: Während das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen in keinem der neuen Bundesländer über 5.000 Euro steigt, liegt es in den alten deutlich höher. Während du im Saarland als Freelancer:in bis zu 7.900 Euro pro Monat verdienen kannst, sind es in Hamburg immer noch 6.922 Euro. 

Ein solches Einkommen erzielen vor allem hochspezialisierte Freelancer:innen. Zu den absoluten Bestverdienern gehören dabei SAP-Expert:innen. Laut dem Freelancer-Kompass 2025 liegt der durchschnittliche Stundensatz für SAP-Freelancer:innen bei 117 Euro. Aber auch bei den Stundensätzen gibt es große Unterschiede. Diese reichen von 76 bis zu 119 Euro. Die Spitzenreiter und Schlusslichter im deutschlandweiten Vergleich bilden dabei folgende Bundesländer:

  • Saarland: 99 Euro
  • Schleswig-Holstein: 99 Euro
  • Baden-Württemberg: 96 Euro
  • Mecklenburg-Vorpommern: 94 Euro
  • Bayern: 94 Euro
  • Berlin: 94 Euro
  • Hamburg: 93 Euro
  • Thüringen: 85 Euro 
  • Bremen 67 Euro

Die höchsten regionalen Stundensätze zeigen sich im Saarland und Schleswig-Holstein – mit rund 99 €/Stunde. Bremen verzeichnet das niedrigste Niveau mit ca. 67 €/Stunde. 

Suchst du den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung?

Du willst dich selbstständig machen? Dann findest du hier den kostenlosen und offiziellen Fragebogen. Einfach ausfüllen und direkt ans Finanzamt übermitteln.

Zum Fragebogen

Stundensatz berechnen: So bleibt dir mehr Netto als Selbstständiger

Den richtigen Stundensatz zu ermitteln, ist für viele Freelancer:innen eine Herausforderung. Oftmals erscheinen ihnen Stundensätze von 80 bis 120 Euro als viel zu hoch, wenn sie diese mit dem Stundenlohn einer oder eines Angestellten in ähnlicher Position vergleichen.

Diesen Vergleich solltest du bei der Kalkulation deines Stundensatzes grundsätzlich nicht anstellen, da er nicht sinnvoll ist: Während Angestellte jeden Monat ein festes Gehalt samt Urlaubs- und Krankengeld beziehen, musst du auch Zeiten ohne Umsatz einkalkulieren, in denen die Auftragslage schlecht ist. Zudem musst du deine Versicherungsbeiträge im Gegensatz zu Angestellten komplett selbst zahlen. 

Als Freiberufler:in oder Freelancer:in musst du unternehmerisch denken, um Gewinn zu machen. Daher solltest du auf deine Qualifikationen vertrauen und selbstbewusst bei Kund:innen auftreten, wenn du deinen Stundelohn verhandelst. Deinen Stundensatz kannst du relativ einfach in zwei Schritten berechnen. Im ersten Schritt ermittelst du deine Arbeitszeit und im zweiten deinen Stundensatz:

Berechnung der Arbeitszeit

Zunächst ziehst du von 365 Tagen eines Jahres die Wochenenden und Feiertage ab. Von den übrigen 250 Tagen musst du noch deine Urlaubstage abziehen, von denen du dir mindestens 20 gönnen solltest. Außerdem solltest du von durchschnittlich 14 Krankheitstagen ausgehen, die du ebenfalls abziehen musst.

Somit bleiben 216 Arbeitstage im Jahr bzw. 18 Arbeitstage im Monat übrig. Allerdings kannst du nicht davon ausgehen, dass du an diesen Tagen von morgens bis abends arbeitest, bzw. immer genug Aufträge hast. Also solltest du etwa zwei Drittel der Zeit für abrechenbare Arbeitsstunden einkalkulieren. Die restliche Zeit planst du für Akquise und organisatorische Arbeit ein.

Berechnung des Stundensatzes

Nun addierst du alle deine privaten (brutto) und betrieblichen Kosten (netto) miteinander, die durch dein Honorar gedeckt werden müssen: Versicherungen, Lebenshaltungskosten, Steuern, Internet, etc. und setzt diese zusammen mit deiner Arbeitszeit in folgende Formel ein:

  • Kosten / Arbeitszeit = Stundensatz

Angenommen, deine Kosten liegen monatlich insgesamt bei 6.000 Euro und du arbeitest etwa 90 Stunden im Monat. Dann müsste dein Stundensatz mindestens 66 Euro netto betragen, um kein Minus zu machen.

Da du jedoch Gewinn machen willst und auch für schlechte Zeiten vorsorgen musst, solltest du einen Gewinnaufschlag von mindestens 10 Prozent auf deinen Stundensatz aufschlagen. Falls du nicht von der Kleinunternehmerregelung gebrauch machst, musst du zum Schluss noch die Umsatzsteuer dazurechnen:

  • 6.000 EUR (Betriebskosten netto + private Kosten brutto) / 90 Stunden pro Monat = 66,67 EUR netto 
  • 66,67 EUR netto + 6,67 EUR Gewinnaufschlag (10 Prozent) = 73,34 EUR netto
  • 73,34 EUR netto + Umsatzsteuer (19 Prozent) = 87,27 EUR (Bruttobetrag)

➡️ Mehr dazu in unserem Ratgeber Selbstständig: So berechnest du deinen Stundenlohn.

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Noch unsicher, wie du deinen Netto-Stundensatz richtig berechnest?

In diesem Video erklären wir dir Schritt für Schritt, wie du deine Ausgaben kalkulierst, welche Versicherungen du brauchst und worauf du unbedingt achten musst, damit am Ende genug übrigbleibt.

Fazit

Als Selbstständige:r bist du nicht nur Expert:in für deine Dienstleistung, sondern auch für deine Finanzen verantwortlich. Umso wichtiger ist es, genau zu wissen, wie viel von deinem Bruttoumsatz am Ende tatsächlich für dich übrig bleibt. Der Weg zur realistischen Netto-Kalkulation führt über fundierte Kenntnis deiner Kosten, Steuern und Versicherungen – und über einen fair kalkulierten Stundensatz, der deine Lebenshaltungskosten, deine Rücklagen und deinen Wert widerspiegelt.

Nutze Tools wie Einnahme-Überschuss-Rechnung, Stundensatzformel oder Steuerrechner, um deine Selbstständigkeit wirtschaftlich tragfähig zu gestalten. Denn nur wer seine Zahlen kennt, kann selbstbewusst auftreten, zukunftssicher planen – und langfristig erfolgreich selbstständig arbeiten.

FAQ: Brutto und Netto für Selbstständige

Wie wird Einkommen bei Selbständigen berechnet?

Als Selbstständiger musst du dein Einkommen selbst berechnen. Du kannst dies mit einer Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR) tun. Dafür musst du zuerst deine Einnahmen und deine Betriebsausgaben kennen und diese von einander abziehen. Was übrig bleibt, ist dein Gewinn. Doch denke daran, dass du davon noch weitere Dinge abziehen musst, wie Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung.

Was ist bei einem selbständigen das Bruttoeinkommen?

Das Bruttoeinkommen eines Selbstständigen in Deutschland ist der Gesamtbetrag der Einnahmen, die er aus seiner selbstständigen Tätigkeit erzielt, bevor irgendwelche Kosten oder Steuern abgezogen werden. Von den Einnahmen müssen dann selbstständig Versicherungen, Betriebskosten usw. gezahlt werden.

Wie viel verdient man als Selbstständiger netto?

Als Selbstständiger gibt es kein festgelegtes Gehalt, da das Einkommen in der Regel durch den eigenen Stundensatz und Verhandlungen mit Kunden bestimmt wird. Von den erzielten Einnahmen müssen dann die Kosten für Betriebsausgaben, Versicherungen etc. abgezogen werden. Daraus ergibt sich der Nettobetrag.

Was ist das monatliche Einkommen bei Selbständigen?

Anders als bei Angestellten kann das monatliche Einkommen von Selbstständigen stark variieren und hängt von vielen Faktoren ab. Z.B. der Art der Selbstständigkeit, der Branche, der Auftragslage, der eigenen Geschäftsfähigkeit und der regionalen Lage. Es gibt daher keine festgelegte Gehaltsspanne für Selbstständige.

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