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Gewinnthesaurierung für Selbstständige und Freelancer: So funktioniert’s

Geschrieben von: Sophia Merzbach

Aktualisiert am: Februar 26, 2025

Lesezeit: 6 Minuten

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Wenn du als Selbstständige:r oder Freiberufler:in erfolgreich arbeitest, bleibt am Ende des Jahres hoffentlich ein schöner Gewinn übrig. Die Frage ist: Was machst du damit? Lässt du dir das Geld auszahlen oder lässt du es im Unternehmen, um es für zukünftige Investitionen zu nutzen? Genau hier kommt das Konzept der Gewinnthesaurierung ins Spiel. Wir erklären, was es damit auf sich hat und ob diese Maßnahme sich für dich als Selbstständige:r oder Freelancer überhaupt lohnt.

Was ist eine Gewinnthesaurierung?

Schauen wir zunächst die Definition an: Gewinnthesaurierung bedeutet, dass erzielte Gewinne im Unternehmen verbleiben und nicht an die Inhaber:innen ausgeschüttet werden. Stattdessen werden sie beispielsweise für Investitionen, den Schuldenabbau oder als Liquiditätsreserve genutzt. Der Begriff stammt übrigens vom altgriechischen Wort „thesauros“ für „Schatzhaus“ ab.

Warum ist das wichtig? Weil die Entscheidung, ob du Gewinne entnimmst oder thesaurierst, direkte Auswirkungen auf deine Steuerlast und die finanzielle Zukunft deines Unternehmens hat. Während ausgeschüttete Gewinne – je nach Rechtsform – oft direkt mit Einkommensteuer oder Abgeltungssteuer belastet werden, gibt es bei der Thesaurierung in bestimmten Fällen steuerliche Vorteile.

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Warum sollte man Gewinne thesaurieren?

Warum solltest du auf die Entnahme deines hart erarbeiteten Gewinns verzichten? Dafür gibt es einige gute Gründe:

Steuerliche Vorteile nutzen

Je nachdem, in welcher Rechtsform du arbeitest, kann es steuerlich günstiger sein, Gewinne im Unternehmen zu belassen.

  • Für GmbHs und UGs: Hier fällt auf thesaurierte Gewinne lediglich 15 % Körperschaftsteuer plus 5,5 % Solidaritätszuschlag an. Zusätzlich wird eine Gewerbesteuer fällig, deren Höhe vom Hebesatz der jeweiligen Kommune abhängt. Aber: Diese Steuerbelastung ist oft geringer als die Einkommensteuer, die bei einer Gewinnausschüttung fällig wäre.
  • Für Einzelunternehmen und Personengesellschaften: Hier greift das Konzept der Thesaurierungsbegünstigung nach § 34a EStG. Damit kannst du auf nicht entnommene Gewinne nur 28,25 % Einkommensteuer zahlen (zzgl. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer), anstatt den regulären Einkommensteuersatz, der je nach Höhe des Einkommens bis zu 45 % betragen kann. Beachte aber: Holst du dir später das Geld privat heraus, wird eine Nachversteuerung fällig.

👉 Merke: Wenn du deine Steuerlast langfristig senken willst, kann sich das Thesaurieren lohnen – aber nur, wenn du das Geld nicht kurzfristig privat benötigst.

Liquidität sichern und investieren

Als Selbstständige:r oder Freelancer:in kennst du das Auf und Ab der Auftragslage. Gute Monate wechseln sich mit schwächeren Zeiten ab. Wenn du Gewinne im Unternehmen belässt, hast du eine Rücklage für schlechte Zeiten und kannst Engpässe besser überbrücken.

Außerdem kannst du thesaurierte Gewinne nutzen, um in neue Ausrüstung, Weiterbildungen oder größere Projekte zu investieren, ohne zusätzliche Kredite aufzunehmen.

Unternehmenswachstum langfristig sichern

Viele kleine Unternehmen und Freiberufler:innen denken nicht daran, ihr Business langfristig aufzubauen. Doch wenn du irgendwann wachsen oder größere Anschaffungen tätigen willst (z. B. ein Büro, Personal oder eine größere Marketingkampagne), brauchst du Kapital. Eine Thesaurierung kann also dabei helfen, dein Unternehmen finanziell stabil und zukunftssicher zu machen.

Alternative zur privaten Rücklagenbildung

Natürlich kannst du dir den Gewinn auch privat auszahlen lassen und selbst sparen. Doch in vielen Fällen ist es klüger, das Geld im Unternehmen zu belassen, weil:

  • Steuern gespart werden können (siehe oben).
  • Das Kapital für betriebliche Zwecke leichter verfügbar bleibt.
  • Es nicht in Versuchung gerät, für private Konsumausgaben genutzt zu werden.

Hinweis von Accountable: Gewinne zu thesaurieren lohnt sich besonders dann, wenn du langfristig planst, dein Unternehmen stärken und deine Steuerlast optimieren willst. Aber nicht jede Rechtsform profitiert gleichermaßen. 

Gewinnthesaurierung in unterschiedlichen Rechtsformen

Die Möglichkeit zur Gewinnthesaurierung hängt stark davon ab, in welcher Rechtsform du tätig bist. Nicht jede Unternehmensform profitiert gleichermaßen davon. Hier ein Überblick:

Einzelunternehmen & Freiberufler: Begrenzte Möglichkeiten

Als Einzelunternehmer:in oder Freiberufler:in zahlst du Einkommensteuer auf deinen Gewinn – egal, ob du ihn entnimmst oder im Unternehmen belässt. Klassische Gewinnthesaurierung gibt es hier also nicht.

Aber es gibt eine Sonderregelung: § 34a EStG – Thesaurierungsbegünstigung für Einzelunternehmen und Personengesellschaften. Damit kannst du Gewinne, die du nicht entnimmst, mit einem ermäßigten Steuersatz von 28,25 % versteuern, anstatt dem regulären Einkommensteuersatz (bis zu 45 %).

👉 Achtung: Die Steuerersparnis ist nur ein Aufschub, denn wenn du das Geld später privat entnimmst, wird eine Nachversteuerung fällig. Diese Regelung lohnt sich also nur, wenn du das Geld langfristig im Unternehmen belassen willst.

GmbH & UG (haftungsbeschränkt): Der steuerliche Vorteil

Kapitalgesellschaften wie die GmbH oder die UG (haftungsbeschränkt) profitieren besonders von der Gewinnthesaurierung. Gewinne, die in der Gesellschaft bleiben, unterliegen lediglich der Körperschaftsteuer von 15 %, dem Solidaritätszuschlag von 5,5 % auf die Körperschaftsteuer sowie der Gewerbesteuer (abhängig vom Hebesatz der Stadt).

Vergleicht man das mit einer Einkommenssteuerbelastung von bis zu 45 % bei Privatentnahmen, ist das ein deutlicher Vorteil.

👉 Beispiel:

  • Dein Gewinn beträgt 100.000 €.
  • In der GmbH bleibt nach Steuern (KSt + GewSt) oft rund 70.000 € im Unternehmen.
  • Wenn du als Einzelunternehmer:in über 57.918 € zu versteuerndes Einkommen hast, zahlst du den Spitzensteuersatz von 42 % – plus Soli und ggf. Kirchensteuer.

💡 Tipp: Falls du irgendwann Geld privat brauchst, kannst du es dir als Gewinnausschüttung auszahlen lassen. Dann fällt aber die Abgeltungssteuer von 25 % an.

GmbH & Co. KG oder andere Modelle: Mischformen nutzen

Manche Unternehmer:innen nutzen eine GmbH & Co. KG, um die Vorteile von Kapital- und Personengesellschaften zu kombinieren. Dabei hat die GmbH die Rolle der persönlich haftenden Gesellschafterin, während du als Privatperson als Kommanditist:in beteiligt bist.

Vorteile:

  • Thesaurierte Gewinne in der GmbH sind niedrig besteuert.
  • Die KG kann unter bestimmten Bedingungen die Thesaurierungsbegünstigung des § 34a EStG nutzen.

Hinweis von Accountable: Während Kapitalgesellschaften wie die GmbH stark von der Thesaurierung profitieren, ist sie für Einzelunternehmen nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll. Wenn du planst, langfristig Kapital im Unternehmen aufzubauen, kann die Wahl der richtigen Rechtsform entscheidend sein.

Steuerliche Aspekte der Gewinnthesaurierung

Die Thesaurierung von Gewinnen ist nicht nur eine strategische Entscheidung – sie hat auch steuerliche Konsequenzen. Hier sind die wichtigsten Punkte, die du kennen solltest:

Unterschied zwischen Einkommensteuer und Körperschaftsteuer

  • Einzelunternehmer:innen und Personengesellschaften zahlen Einkommensteuer auf den gesamten Gewinn. Die Thesaurierungsbegünstigung nach § 34a EStG kann eine temporäre Steuerersparnis bringen, bedeutet aber Nachversteuerung bei späterer Entnahme.
  • Kapitalgesellschaften (GmbH, UG) zahlen stattdessen Körperschaftsteuer (15 %) und Gewerbesteuer. Die Gesamtbelastung ist oft niedriger als die Einkommensteuer für Einzelunternehmen.

👉 Kurz gesagt: Kapitalgesellschaften profitieren dauerhaft, Einzelunternehmen nur vorübergehend.

Thesaurierungsbegünstigung nach § 34a EStG – Wer kann profitieren?

Damit du als Einzelunternehmer:in oder Personengesellschaft die Thesaurierungsbegünstigung nutzen kannst, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  • Dein Unternehmen erzielt Einkünfte aus Gewerbebetrieb.
  • Der Gewinn wird nicht entnommen.
  • Du stellst beim Finanzamt einen Antrag auf die Begünstigung.

Achtung: Die Nachversteuerung später erfolgt mit deinem individuellen Einkommensteuersatz. Falls der dann niedriger ist als aktuell, kann sich die Regelung lohnen.

Steuerbelastung bei späterer Entnahme

Wenn du Gewinne später privat entnimmst, werden sie steuerlich nachveranlagt. Je nach Rechtsform kann das unterschiedlich teuer sein:

  • Einzelunternehmen: Es gilt der persönliche Einkommensteuersatz – die ursprünglich gesparte Steuer wird nachträglich fällig.
  • GmbH & UG: Die Gewinnausschüttung wird mit der Abgeltungssteuer von 25 % belegt.

💡 Tipp: Falls du langfristig Kapital im Unternehmen aufbauen willst, kann eine GmbH die bessere Wahl sein – so vermeidest du die hohe Nachversteuerung.

Gewinnthesaurierung in der Praxis: Umsetzung und Herausforderungen

Theoretisch klingt es gut, Gewinne im Unternehmen zu belassen. Aber wie setzt du das in der Praxis um? Hier erfährst du, worauf du achten solltest.

Welche Gewinne können thesauriert werden?

Grundsätzlich kannst du nur nach Abzug aller Kosten und Steuern verbleibende Gewinne thesaurieren. Dazu zählen:

  • Einnahmen abzüglich Betriebsausgaben
  • Abgeschriebene Investitionen
  • Steuerzahlungen (Einkommen- oder Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer)

👉 Wichtig: Wenn du ein Einzelunternehmen oder eine Personengesellschaft hast, musst du sicherstellen, dass der thesaurierte Gewinn tatsächlich nicht entnommen wurde. Sonst entfällt die Begünstigung nach § 34a EStG.

Buchhalterische und rechtliche Aspekte

Damit die Gewinnthesaurierung steuerlich korrekt abläuft, solltest du Folgendes beachten:

  • Gewinne, die im Unternehmen bleiben, sollten klar dokumentiert werden.
  • Falls du eine Kapitalgesellschaft hast (GmbH, UG), muss die Thesaurierung offiziell in der Bilanz als Rücklage ausgewiesen werden.
  • Eine saubere Buchführung ist entscheidend, um nachzuweisen, dass der Gewinn nicht privat genutzt wurde.

💡 Tipp: Ein:e Steuerberater:in kann dir als Selbstständige:r helfen, die beste Strategie für deine individuelle Situation zu finden und steuerliche Fallstricke zu vermeiden.

Risiken und Nachteile einer zu starken Thesaurierung

Nicht immer ist Thesaurierung die beste Lösung. Hier einige potenzielle Nachteile:

  • Liquiditätsfalle: Wenn du zu viel Geld im Unternehmen lässt, fehlt es dir für private Ausgaben.
  • Steuernachzahlung bei späterer Entnahme: Falls du als Einzelunternehmer:in die Thesaurierungsbegünstigung nutzt, kann die spätere Nachversteuerung teuer werden.
  • Gewinnverwendung wird eingeschränkt: Kapitalgesellschaften können thesaurierte Gewinne nicht so einfach an ihre Gesellschafter:innen auszahlen – eine Ausschüttung unterliegt dann der Abgeltungssteuer.

👉 Kurz gesagt: Gewinne thesaurieren kann sinnvoll sein, aber du solltest dabei immer im Blick behalten, wie viel Geld du privat benötigst und welche steuerlichen Folgen das hat.

Strategien für eine sinnvolle Gewinnthesaurierung

Eine kluge Thesaurierungsstrategie kann dir helfen, Steuern zu sparen und dein Unternehmen zu stärken. Hier sind einige erprobte Methoden:

Wie viel sollte thesauriert werden?

  • Eine Faustregel ist, mindestens drei bis sechs Monatsumsätze als Rücklage im Unternehmen zu behalten, um finanzielle Engpässe zu überbrücken.
  • Falls du Investitionen planst (neue Technik, Marketing, Expansion), kann eine höhere Thesaurierung sinnvoll sein.
  • Prüfe regelmäßig deine private und geschäftliche Liquidität – eine zu starke Thesaurierung kann dazu führen, dass du privat unnötig hohe Steuern zahlst.

Kombination mit Investitionen

Statt einfach nur Gewinne zu behalten, kannst du sie gezielt in dein Unternehmen reinvestieren:

  • Neue Technik oder Software: Effizienter arbeiten und steuerlich absetzen.
  • Marketing & Werbung: Mehr Reichweite, mehr Kund:innen, mehr Umsatz.
  • Weiterbildung: Fachwissen erweitern und langfristig profitieren.
  • Personal oder Freelancer:innen: Dein Unternehmen skalieren, ohne deine eigene Arbeitszeit zu überlasten.

💡 Tipp: Investitionen sind oft steuerlich besser als reine Thesaurierung, weil du so den Gewinn direkt senken kannst.

Langfristige Finanzplanung für Selbstständige

  • Erstelle einen Finanzplan, der deine privaten und geschäftlichen Bedürfnisse berücksichtigt.
  • Prüfe jährlich, ob sich die Rechtsform deines Unternehmens noch für deine Einkommenssituation eignet. Eine Umwandlung in eine GmbH kann ab einem gewissen Gewinn sinnvoll sein.
  • Sprich regelmäßig mit deiner Steuerberatung, um die optimale Steuerstrategie zu finden.

Hinweis von Accountable: Die beste Strategie ist oft eine Mischung aus Gewinnthesaurierung, Investitionen und kluger Steuerplanung.

Fazit: Wann lohnt sich die Gewinnthesaurierung?

Die Thesaurierung von Gewinnen kann eine clevere Steuerstrategie sein – aber nicht für jede:n und nicht in jeder Situation.

Thesaurierung lohnt sich besonders, wenn:

  • Du in einer Kapitalgesellschaft (GmbH, UG) bist und dein Unternehmen wachsen soll.
  • Du als Einzelunternehmer:in langfristig Kapital aufbauen willst und die Thesaurierungsbegünstigung nutzen kannst.
  • Du Investitionen planst und dafür Eigenkapital benötigst.

Thesaurierung ist weniger sinnvoll, wenn:

  • Du das Geld kurzfristig privat benötigst – dann zahlst du am Ende mehr Steuern.
  • Du mit einer Einzelunternehmung keine langfristige Steuerstrategie hast.
  • Dein Unternehmen nicht wächst und du keine klare Verwendung für das Kapital hast.

👉 Tipp: Gewinne nicht einfach blind thesaurieren. Überlege dir eine klare Strategie, wie du dein Geld am besten für dich arbeiten lässt.

Sophia Author

Autor - Sophia Merzbach

Sophia ist seit vielen Jahren Teil des Accountable-Teams und verbindet journalistische Genauigkeit mit handfestem Steuerwissen.

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