Wenn du als Selbstständige:r oder Freiberufler:in erfolgreich arbeitest, bleibt am Ende des Jahres hoffentlich ein schöner Gewinn übrig. Die Frage ist: Was machst du damit? Lässt du dir das Geld auszahlen oder lässt du es im Unternehmen, um es für zukünftige Investitionen zu nutzen? Genau hier kommt das Konzept der Gewinnthesaurierung ins Spiel. Wir erklären, was es damit auf sich hat und ob diese Maßnahme sich für dich als Selbstständige:r oder Freelancer überhaupt lohnt.
Schauen wir zunächst die Definition an: Gewinnthesaurierung bedeutet, dass erzielte Gewinne im Unternehmen verbleiben und nicht an die Inhaber:innen ausgeschüttet werden. Stattdessen werden sie beispielsweise für Investitionen, den Schuldenabbau oder als Liquiditätsreserve genutzt. Der Begriff stammt übrigens vom altgriechischen Wort „thesauros“ für „Schatzhaus“ ab.
Warum ist das wichtig? Weil die Entscheidung, ob du Gewinne entnimmst oder thesaurierst, direkte Auswirkungen auf deine Steuerlast und die finanzielle Zukunft deines Unternehmens hat. Während ausgeschüttete Gewinne – je nach Rechtsform – oft direkt mit Einkommensteuer oder Abgeltungssteuer belastet werden, gibt es bei der Thesaurierung in bestimmten Fällen steuerliche Vorteile.
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Warum solltest du auf die Entnahme deines hart erarbeiteten Gewinns verzichten? Dafür gibt es einige gute Gründe:
Je nachdem, in welcher Rechtsform du arbeitest, kann es steuerlich günstiger sein, Gewinne im Unternehmen zu belassen.
👉 Merke: Wenn du deine Steuerlast langfristig senken willst, kann sich das Thesaurieren lohnen – aber nur, wenn du das Geld nicht kurzfristig privat benötigst.
Als Selbstständige:r oder Freelancer:in kennst du das Auf und Ab der Auftragslage. Gute Monate wechseln sich mit schwächeren Zeiten ab. Wenn du Gewinne im Unternehmen belässt, hast du eine Rücklage für schlechte Zeiten und kannst Engpässe besser überbrücken.
Außerdem kannst du thesaurierte Gewinne nutzen, um in neue Ausrüstung, Weiterbildungen oder größere Projekte zu investieren, ohne zusätzliche Kredite aufzunehmen.
Viele kleine Unternehmen und Freiberufler:innen denken nicht daran, ihr Business langfristig aufzubauen. Doch wenn du irgendwann wachsen oder größere Anschaffungen tätigen willst (z. B. ein Büro, Personal oder eine größere Marketingkampagne), brauchst du Kapital. Eine Thesaurierung kann also dabei helfen, dein Unternehmen finanziell stabil und zukunftssicher zu machen.
Natürlich kannst du dir den Gewinn auch privat auszahlen lassen und selbst sparen. Doch in vielen Fällen ist es klüger, das Geld im Unternehmen zu belassen, weil:
Hinweis von Accountable: Gewinne zu thesaurieren lohnt sich besonders dann, wenn du langfristig planst, dein Unternehmen stärken und deine Steuerlast optimieren willst. Aber nicht jede Rechtsform profitiert gleichermaßen.
Die Möglichkeit zur Gewinnthesaurierung hängt stark davon ab, in welcher Rechtsform du tätig bist. Nicht jede Unternehmensform profitiert gleichermaßen davon. Hier ein Überblick:
Als Einzelunternehmer:in oder Freiberufler:in zahlst du Einkommensteuer auf deinen Gewinn – egal, ob du ihn entnimmst oder im Unternehmen belässt. Klassische Gewinnthesaurierung gibt es hier also nicht.
Aber es gibt eine Sonderregelung: § 34a EStG – Thesaurierungsbegünstigung für Einzelunternehmen und Personengesellschaften. Damit kannst du Gewinne, die du nicht entnimmst, mit einem ermäßigten Steuersatz von 28,25 % versteuern, anstatt dem regulären Einkommensteuersatz (bis zu 45 %).
👉 Achtung: Die Steuerersparnis ist nur ein Aufschub, denn wenn du das Geld später privat entnimmst, wird eine Nachversteuerung fällig. Diese Regelung lohnt sich also nur, wenn du das Geld langfristig im Unternehmen belassen willst.
Kapitalgesellschaften wie die GmbH oder die UG (haftungsbeschränkt) profitieren besonders von der Gewinnthesaurierung. Gewinne, die in der Gesellschaft bleiben, unterliegen lediglich der Körperschaftsteuer von 15 %, dem Solidaritätszuschlag von 5,5 % auf die Körperschaftsteuer sowie der Gewerbesteuer (abhängig vom Hebesatz der Stadt).
Vergleicht man das mit einer Einkommenssteuerbelastung von bis zu 45 % bei Privatentnahmen, ist das ein deutlicher Vorteil.
👉 Beispiel:
💡 Tipp: Falls du irgendwann Geld privat brauchst, kannst du es dir als Gewinnausschüttung auszahlen lassen. Dann fällt aber die Abgeltungssteuer von 25 % an.
Manche Unternehmer:innen nutzen eine GmbH & Co. KG, um die Vorteile von Kapital- und Personengesellschaften zu kombinieren. Dabei hat die GmbH die Rolle der persönlich haftenden Gesellschafterin, während du als Privatperson als Kommanditist:in beteiligt bist.
Vorteile:
Hinweis von Accountable: Während Kapitalgesellschaften wie die GmbH stark von der Thesaurierung profitieren, ist sie für Einzelunternehmen nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll. Wenn du planst, langfristig Kapital im Unternehmen aufzubauen, kann die Wahl der richtigen Rechtsform entscheidend sein.
Die Thesaurierung von Gewinnen ist nicht nur eine strategische Entscheidung – sie hat auch steuerliche Konsequenzen. Hier sind die wichtigsten Punkte, die du kennen solltest:
👉 Kurz gesagt: Kapitalgesellschaften profitieren dauerhaft, Einzelunternehmen nur vorübergehend.
Damit du als Einzelunternehmer:in oder Personengesellschaft die Thesaurierungsbegünstigung nutzen kannst, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
Achtung: Die Nachversteuerung später erfolgt mit deinem individuellen Einkommensteuersatz. Falls der dann niedriger ist als aktuell, kann sich die Regelung lohnen.
Wenn du Gewinne später privat entnimmst, werden sie steuerlich nachveranlagt. Je nach Rechtsform kann das unterschiedlich teuer sein:
💡 Tipp: Falls du langfristig Kapital im Unternehmen aufbauen willst, kann eine GmbH die bessere Wahl sein – so vermeidest du die hohe Nachversteuerung.
Theoretisch klingt es gut, Gewinne im Unternehmen zu belassen. Aber wie setzt du das in der Praxis um? Hier erfährst du, worauf du achten solltest.
Grundsätzlich kannst du nur nach Abzug aller Kosten und Steuern verbleibende Gewinne thesaurieren. Dazu zählen:
👉 Wichtig: Wenn du ein Einzelunternehmen oder eine Personengesellschaft hast, musst du sicherstellen, dass der thesaurierte Gewinn tatsächlich nicht entnommen wurde. Sonst entfällt die Begünstigung nach § 34a EStG.
Damit die Gewinnthesaurierung steuerlich korrekt abläuft, solltest du Folgendes beachten:
💡 Tipp: Ein:e Steuerberater:in kann dir als Selbstständige:r helfen, die beste Strategie für deine individuelle Situation zu finden und steuerliche Fallstricke zu vermeiden.
Nicht immer ist Thesaurierung die beste Lösung. Hier einige potenzielle Nachteile:
👉 Kurz gesagt: Gewinne thesaurieren kann sinnvoll sein, aber du solltest dabei immer im Blick behalten, wie viel Geld du privat benötigst und welche steuerlichen Folgen das hat.
Eine kluge Thesaurierungsstrategie kann dir helfen, Steuern zu sparen und dein Unternehmen zu stärken. Hier sind einige erprobte Methoden:
Statt einfach nur Gewinne zu behalten, kannst du sie gezielt in dein Unternehmen reinvestieren:
💡 Tipp: Investitionen sind oft steuerlich besser als reine Thesaurierung, weil du so den Gewinn direkt senken kannst.
Hinweis von Accountable: Die beste Strategie ist oft eine Mischung aus Gewinnthesaurierung, Investitionen und kluger Steuerplanung.
Die Thesaurierung von Gewinnen kann eine clevere Steuerstrategie sein – aber nicht für jede:n und nicht in jeder Situation.
Thesaurierung lohnt sich besonders, wenn:
Thesaurierung ist weniger sinnvoll, wenn:
👉 Tipp: Gewinne nicht einfach blind thesaurieren. Überlege dir eine klare Strategie, wie du dein Geld am besten für dich arbeiten lässt.
Autor - Sophia Merzbach
Sophia ist seit vielen Jahren Teil des Accountable-Teams und verbindet journalistische Genauigkeit mit handfestem Steuerwissen.
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