Viele Selbstständige starten ohne dicken Kapitalpuffer – und verschieben das Thema Altersvorsorge gern auf später. Vielleicht erkennst du dich wieder: Zwischen Kund:innen, Rechnungen und Steuerpflichten scheint die Rente noch weit entfernt. Doch spätestens mit 40 oder 50 kommt die Frage auf: „Reicht das eigentlich später mal zum Leben?“
Die gute Nachricht: Auch mit wenig Geld und spätem Einstieg ist noch vieles möglich. In diesem Ratgeber zeigen wir dir, welche Vorsorgestrategien auch bei kleinem Budget sinnvoll sind – und wie du direkt damit anfangen kannst. Schritt für Schritt, verständlich erklärt und mit Blick auf Lösungen, die du dir leisten kannst.
Als Selbstständige:r bist du in vielen Bereichen auf dich allein gestellt – das gilt besonders für die Altersvorsorge. Im Gegensatz zu Angestellten bist du in der Regel nicht automatisch in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Das bedeutet: Wenn du dich nicht aktiv kümmerst, hast du im Alter möglicherweise keine ausreichende Absicherung.
Viele Selbstständige nutzen die Freiheit, selbst über ihre Finanzen zu entscheiden – und verzichten bewusst auf Einzahlungen in die gesetzliche Rentenkasse. Doch was kurzfristig finanziellen Spielraum bringt, kann langfristig zu einer echten Versorgungslücke führen. Denn ohne regelmäßige Vorsorge fehlt dir im Alter ein verlässliches Einkommen.
Wenn du erst mit 40 oder 50 Jahren beginnst, Rücklagen fürs Alter zu bilden, bleibt weniger Zeit für den Zinseszinseffekt. Du musst also entweder mehr sparen – oder cleverere, renditestärkere Wege wählen. Gleichzeitig steigen in diesen Lebensphasen oft die finanziellen Belastungen: Familie, Kredite, Krankenversicherung.
💡 Info: Selbstständige sind im Alter doppelt so häufig auf Grundsicherung angewiesen wie frühere Angestellte: So beziehen 4,4 % der ehemals Selbstständigen Grundsicherung – bei früher abhängig Beschäftigten sind es nur 2,1 %. Quelle: Deutsche Rentenversicherung (PDF).
➡️ Mehr zum Thema erfährst du auch in unserem Grundlagen-Artikel „Altersvorsorge für Selbstständige“.
Du hast bisher nichts oder nur wenig für deine Altersvorsorge getan? Keine Sorge – es ist nie zu spät, damit anzufangen. Entscheidend ist, dass du jetzt die richtigen Schritte gehst und einen Plan entwickelst, der zu deiner finanziellen Situation passt.
Bevor du loslegst, solltest du dir einen Überblick verschaffen:
Diese Fragen helfen dir, realistisch einzuschätzen, wie viel Geld du regelmäßig zur Seite legen kannst – selbst wenn es anfangs nur kleine Beträge sind.
Auch mit schwankendem Einkommen lässt sich vorsorgen – wichtig ist eine gute Planung. Nutze einfache Tools oder Apps zur Budgetkontrolle und richte am besten einen Dauerauftrag für deine Vorsorge ein. So zahlst du automatisch jeden Monat einen festen Betrag ein, ohne jedes Mal neu entscheiden zu müssen.
Du musst nicht sofort 500 € monatlich sparen, um einen Unterschied zu machen. Schon ab 25 € pro Monat kannst du einen ETF-Sparplan starten, der langfristig ein solides Polster aufbauen kann. Wichtig ist die Kontinuität – und dass du die richtige Strategie wählst, wie du im nächsten Abschnitt erfährst.
Wenn du keine großen Rücklagen hast, brauchst du vor allem eins: kosteneffiziente und flexible Vorsorgemodelle, die auch mit kleinen Beträgen funktionieren. Hier stellen wir dir die wichtigsten Optionen vor – inklusive ihrer Vor- und Nachteile.
Auch wenn du nicht pflichtversichert bist, kannst du dich freiwillig gesetzlich rentenversichern. Das lohnt sich besonders, wenn du:
Beitrag: Ab ca. 100 €/Monat möglich (je nach Einkommen).
Vorteile: Solide Basis, Hinterbliebenenschutz, Anrechnung bei Grundsicherung.
Nachteile: Wenig Flexibilität, vergleichsweise geringe Rendite.
Die Rürup-Rente ist speziell für Selbstständige konzipiert und bietet große Steuervorteile. Du kannst bis zu 27.565 € im Jahr (Stand 2025) steuerlich geltend machen – das senkt deine Steuerlast deutlich.
Beitrag: flexibel, ab ca. 25 €/Monat möglich.
Vorteile: steuerlich absetzbar, insolvenzgeschützt, lebenslange Rente.
Nachteile: Kapital ist gebunden, keine Kapitalauszahlung möglich, eingeschränkte Flexibilität.
💡 Tipp: Achte auf geringe Kosten (ETF-basierte Anbieter) und wähle nur zertifizierte Verträge.
ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Indexfonds, die breit gestreut in Aktien investieren. Sie gelten als eine der kostengünstigsten Formen der Altersvorsorge, besonders für Selbstständige mit begrenztem Kapital.
Beitrag: ab 10–25 € monatlich möglich.
Vorteile: hohe Flexibilität, geringe Kosten, gute Renditechancen.
Nachteile: Wertschwankungen, kein garantierter Rentenbeginn.
💡 Beispiel: Bei 100 €/Monat und 5 % Rendite erreichst du in 20 Jahren rund 40.000 € – ohne Sonderzahlungen.
➡️ Wie du den passenden Indexfonds findest, erfährst du in unserem ETF-Vergleichsartikel.
Eine eigene Immobilie gilt als klassischer Baustein der Altersvorsorge – aber ohne Eigenkapital ist der Einstieg schwierig. Eine Alternative können Immobilienfonds oder REITs (börsennotierte Immobiliengesellschaften) sein.
Beitrag: ab ca. 50 € monatlich (über ETFs oder Fonds).
Vorteile: indirekte Immobilienrendite ohne Instandhaltungsstress.
Nachteile: Marktrisiken, keine direkte Kontrolle.
➡️ Auch interessant: Die eigene Immobilie verwalten: Gewerbe, Voraussetzungen und Steuern
Viele wissen nicht: Auch Solo-Selbstständige können sich eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) aufbauen – zum Beispiel über eine Direktversicherung über die eigene Firma. Vor allem für UG- oder GmbH-Inhaber:innen kann das interessant sein.
Vorteile: steuerlich gefördert, oft bessere Konditionen durch Gruppenverträge.
Nachteile: komplizierter Abschluss, eingeschränkte Flexibilität, eher bei höherem Einkommen sinnvoll.
Du fragst dich, ob sich Altersvorsorge mit über 40 überhaupt noch lohnt? Ja – und wie! Der Schlüssel liegt in einem realistischen Plan und der richtigen Kombination aus Sparrate, Laufzeit und Anlagestrategie. Hier zeigen wir dir drei typische Szenarien aus dem Alltag von Selbstständigen – mit Beispielen, was noch drin ist.
Szenario 1: Start mit 45 – 250 € monatlich
💡 Ergebnis: Das reicht für eine monatliche Zusatzrente von rund 400–500 € über 20 Jahre – steuerlich flexibel nutzbar.
Szenario 2: Start mit 50 – nur 100 € im Monat möglich
💡 Ergebnis: Eine kleine Zusatzrente – aber ein wichtiger Puffer gegen Altersarmut. Und die Steuerlast sinkt jetzt schon.
Szenario 3: Start mit 55 – unregelmäßige Einnahmen
💡 Ergebnis: Auch bei wenigen Jahren kannst du deine Grundrente aufbessern – und mit ETF-Sparplänen punktuell vorsorgen.
Die größte Hürde bei der Altersvorsorge ist oft nicht das Geld – sondern die Konsequenz. Gerade im Alltag von Selbstständigen ist es leicht, Rücklagen aufzuschieben oder Ausgaben vorzuziehen. Mit diesen Tipps wird Vorsorge Teil deiner Routine.
Der einfachste Weg: Richte einen Dauerauftrag ein, der direkt nach Geldeingang auf ein separates Vorsorgekonto oder in deinen ETF-Sparplan fließt. So zahlst du automatisch ein – ohne jedes Mal neu entscheiden zu müssen.
💡 Tipp: Wähle ein Konto, auf das du nicht regelmäßig zugreifst – das schützt vor spontanen Ausgaben.
Ein bewährter Richtwert: Lege 10 % deines monatlichen Einkommens für die Altersvorsorge zurück. Bei 2.000 € wären das 200 € – aber auch schon 50–100 € sind ein guter Anfang. Wichtig ist die Regelmäßigkeit.
Wenn das zu viel erscheint, starte mit dem, was möglich ist – und erhöhe den Betrag jährlich, z. B. mit jeder Preiserhöhung oder Steuererstattung.
Es hilft, dir konkrete Ziele zu setzen:
Diese Ziele kannst du tracken – und regelmäßig überprüfen. So bleibst du motiviert, auch wenn es mal eng wird.
💡 Übrigens: Wenn es um den Aufbau von Vermögen geht, funktioniert die Geldanlage für Selbstständige nach ähnlichen Prinzipien.
Du musst kein:e Finanzexpert:in sein, um mehr aus deinem Ersparten zu machen. Mit ein paar smarten Kniffen kannst du deine Altersvorsorge optimieren – selbst mit kleinem Budget.
Viele Vorsorgemodelle bringen dir steuerliche Vorteile. Vor allem die Rürup-Rente (Basisrente) ist für Selbstständige attraktiv:
💡 Tipp: Auch Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung oder berufliche Absicherungen (z. B. berufsständische Versorgungswerke) lassen sich steuerlich geltend machen.
Nicht nur Angestellte bekommen Unterstützung vom Staat. Prüfe, ob für dich infrage kommt:
Selbst wenn du aktuell wenig sparen kannst: Manche Förderungen bekommst du bereits ab 5 € monatlich.
Zusätzliche Einnahmen – etwa aus kleinen Nebenjobs, Freelance-Aufträgen oder Verkäufen – kannst du direkt in deine Altersvorsorge stecken. Wenn du z. B. 200 € durch einen Zweitauftrag einnimmst, investiere 100 € davon in deinen ETF-Sparplan.
So wächst dein Kapital – ohne dein Alltagsbudget zu belasten.
Du musst kein Vermögen besitzen, um für dein Alter vorzusorgen. Entscheidend ist, dass du überhaupt anfängst – und dranbleibst. Selbst kleine Beträge können über die Jahre eine solide Basis schaffen – besonders, wenn du sie klug anlegst und steuerlich nutzt.
Je früher du beginnst, desto entspannter kannst du in die Zukunft blicken. Und selbst wenn du spät dran bist: Mit einem klaren Plan und der richtigen Strategie kannst du auch jetzt noch viel bewirken.
➡️ Du bist Freelancer:in? In unserem Artikel haben wir zusammengefasst, was du rund um die Rentenversicherung wissen solltest.
Wie viel sollte ich als Selbstständige:r monatlich für die Rente sparen?
Als Richtwert gelten 10–15 % deines Nettoeinkommens. Wenn das nicht möglich ist, fang klein an – z. B. mit 25 € im Monat – und erhöhe bei Gelegenheit.
Was, wenn ich erst mit 50 mit der Altersvorsorge beginne?
Auch dann ist noch vieles möglich. Du solltest jedoch konsequenter sparen und auf renditestärkere Anlagen setzen – etwa ETF-Sparpläne oder die Rürup-Rente mit günstigen Tarifen.
Ist die gesetzliche Rentenversicherung für Selbstständige sinnvoll?
Ja, vor allem wenn du damit Mindestversicherungszeiten erfüllst oder Kinder erzogen hast. Freiwillige Beiträge können helfen, später einen Anspruch auf Grundrente zu sichern.
Kann ich Altersvorsorge steuerlich absetzen?
Ja – vor allem Beiträge zur Rürup-Rente oder zur gesetzlichen Rentenversicherung. Sie mindern dein zu versteuerndes Einkommen und bringen dir so direkte Steuerersparnisse.
Was passiert, wenn ich im Alter kaum Rente bekomme?
Dann hast du unter Umständen Anspruch auf Grundsicherung im Alter. Trotzdem lohnt sich Vorsorge – sie sichert dir mehr Unabhängigkeit und kann die Grundsicherung sinnvoll ergänzen.
20 Kapitel knallhart recherchiert und vom Steuerprofi geprüft
Kostenlos herunterladenAutor - Sophia Merzbach
Sophia ist seit vielen Jahren Teil des Accountable-Teams und verbindet journalistische Genauigkeit mit handfestem Steuerwissen.
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