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Solopreneur:in – Allein zum erfolgreichen Business?

Geschrieben von Sophia Merzbach, Content Marketing Manager und Copy Writer
Aktualisiert am
Lesezeit 6 Minuten

Solopreneur:in – das ist nicht einfach nur eine schicke, englische Umschreibung für Solo-Selbstständige oder Freelancer:innen. Nein, mit dem Begriff verbindet sich eine sehr spezifische Vorstellung übers Gründen, die ohne den digitalen Fortschritt gar nicht denkbar wäre.

Ein:e Solopreneur:in startet das Business so schlank wie möglich und lagert alle Arbeitsprozesse aus, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Hinter dem Konzept steht eine bestimmte Denkweise, die sich grundlegend vom „Think Big!“ bekannter Startup-Gründungen unterscheidet. Wir verraten, was dich als Solopreneur:in erwartet und welche Vorteile der Ansatz bietet.

Was ist ein Solopreneur? Eine einfache Definition

Das Wort „Solopreneur“ besteht aus zwei Teilen: „Solo“ (allein) und „Entrepreneur“ (gestaltende:r Unternehmer:in). Ins Deutsche könnte man „Solopreneur“ zwar auch mit „Einzelunternehmer:in“ oder „Solo-Selbstständige:r“ übersetzen, aber beide Begriffe greifen zu kurz.

Denn die/der „Solopreneur:in“ geht über rein funktionale Bestimmungen wie „Geschäftsführer:in“ oder „Firmeninhaber:in“ weit hinaus, immer schwingen auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie „entschlossen“, „technologie-affin“ oder „visionär“ mit.

Ein:e Solopreneur:in ist daher ein:e Unternehmer:in, die sein/ihr Business selbst gestaltet, Chancen erkennt, mutig ergreift und gezielt nutzt, um die Firma voranzubringen. Alle unternehmerischen Fäden laufen bei der/dem Solopreneur:in zusammen, ein Team aus festangestellten Mitarbeitenden gibt es nicht.

Das Konzept „Solopreneurship“ stammt aus den USA, in Deutschland wurde es vom Ehepaar Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg bekannt gemacht. Wegweisend war ihr 2016 erschienenes Buch „Solopreneur. Alleine schneller am Ziel“, in dem sie das Konzept vorstellten und die Vorteile beschrieben, die das „Solopreneurship“ im Vergleich zu anderen Gründungskonzepten aufweist.

Was zeichnet ein:e Solopreneur:in aus?

Solopreneur:innen legen vor allem auf eines wert: ihre Unabhängigkeit. Daher führen sie ihr Business ohne Gründungsteam. Es gibt keine Co-Geschäftsführer:innen (Ausnahme: es handelt sich um ein Paar wie die Grombergs), es gibt keine Investor:innen. Für Solopreneur:innen ist es immens wichtig, dass sie alle geschäftlichen Entscheidungen treffen.

Auch in einem anderen Sinn ist es beim Solopreneurship wichtig, „solo“ zu arbeiten. Festangestellte Mitarbeiter:innen wirst du bei diesem Konzept nämlich vergeblich suchen. Doch Solopreneur:innen sind keineswegs Einzelkämpfer:innen, wie man manchmal noch lesen kann. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.

So sind Solopreneur:innen in der Regel gut vernetzt und lagern alle Aufgaben aus, die sie selbst nicht oder nur mit hohem Zeitaufwand übernehmen können. Das können Unternehmen, Freelancer:innen oder andere Expert:innen sein. So entsteht um den/die Solopreneur:in ein Netzwerk aus Fachkräften, das bei Bedarf in Anspruch genommen wird.

Solopreneur:in vs. Freelancer:in vs. Unternehmer:in

Solopreneur:innen positionieren sich zwischen Freelancer:innen und Unternehmer:innen, mit denen sie große Schnittmengen teilen, sich aber auch deutlich abgrenzen. Während Freelancer:innen in der Regel ihre Arbeitszeit verkaufen und an Projekten der Auftraggeber:innen mitwirken, verkaufen Solopreneur:innen die Ergebnisse ihrer Arbeit. Und von Unternehmer:innen unterscheiden sie sich, weil das Solopreneurship auf einen Apparat an festen Mitarbeiter:innen verzichtet und stattdessen extrem schlanke Strukturen bevorzugt.

Selbst der Firmensitz ist flexibel. Viele Solopreneur:innen sehen sich als digitale Nomaden, die mal hier, mal dort arbeiten (können). Ihre natürliche Umgebung sind Couch, Café und Co-Working-Space. Home-Office ist keine Recht, sondern Grundvoraussetzung. Alles, was Solopreneur:innen brauchen, sind ein Laptop, ihr Smartphone und eine funktionierende Internetverbindung.

Beispiel für eine:n digitale:n Solopreneur:in

Du hast bestimmt jemanden im Bekanntenkreis, der oder die sich als Yogalehrer:in selbstständig machen möchte? Oder du willst vielleicht selbst aus deinem Hobby einen Beruf machen? In vielen Bereichen stehen dir heutzutage viele Wege offen, um dich selbstständig zu machen.

Worin die Unterschiede zwischen Freelancer:in, Unternehmer:in oder digitale:r Solopreneur:in bestehen, wollen wir an einem Beispiel einmal durchspielen: dem/der Klavierlehrer:in.

Weg 1: Freelancer:in

Du hast an der Uni studiert und einen Abschluss in Musikpädagogik in deinem Kernfach Klavier gemacht. Jetzt gibst du hauptsächlich Klavierstunden bei dir zuhause und hast dich darum von deinem Finanzamt auch als klassische:n Freiberufler:in anerkennen lassen. Für dein Angebot wirbst du mit Zetteln, die du am Schwarzen Brett im lokalen Supermarkt aushängst, und bittest Bekannte um Weiterempfehlungen. Außerhalb der Ferien arbeitest du stundenweise gegen ein festes Honorar für die örtliche Musikschule.

Weg 2: Unternehmer:in

Nach deinem Abschluss tust du dich mit zwei Studienkolleg:innen zusammen, die eine mit dem Schwerpunkt Gitarre, der andere ist auf Gesangsausbildung spezialisiert. Ihr gründet zusammen eine GmbH und eröffnet eine private Musikschule, mit einem selbst entwickelten Lernkonzept und gut ausgestatteten Übungsräumen in einem ehemaligen Bürokomplex, den ihr umbauen lassen musstet. Für die Gründungsfinanzierung habt ihr einen Kredit aufgenommen.

Da die Musikschule immer erfolgreicher wird und ihr bald viele Schüler:innen betreut, arbeitest du nicht mehr als Lehrer:in. Das übernehmen mehrere festangestellte und etliche freiberufliche Musikpädagog:innen. Als Geschäftsführer:in kümmerst du dich nun um die organisatorischen und finanziellen Aufgaben, die Belange des Personals, aber auch um die Weiterentwicklung des Konzepts (z. B. neue Instrumente) und das gesamte Marketing.

Weg 3: Solopreneur:in

Schon während deines Studiums hast du kurze Videos aufgenommen, in denen du die Grundlagen des Klavierspielens erklärst. Jetzt produzierst du weitere Videos, die sich auch an fortgeschrittene Spieler:innen richten. Für die Einblendung der „Leuchttasten-Tastatur“ in der oberen Hälfte, auf der die gespielten Noten angezeigt werden, engagierst du über ein Online-Portal eine italienische Programmiererin. Die Videos stellst du auf deine Website und lädst sie bei YouTube hoch.

Du machst dich mit den Grundlagen in der Suchmaschinenoptimierung vertraut und postet regelmäßig in deinen Social-Media-Kanälen, damit deine Videos im Internet besser gefunden werden. Besonders gern angesehen werden deine mehrteiligen Tutorials zu bekannten Pop- und Filmsongs. Die Fragen und Kommentare, die deine Nutzer:innen unter den Videos hinterlassen, beantwortest du zeitnah, ausführlich und humorvoll.

Wer sich intensiver mit den Bereichen Techniken und Theorie auseinandersetzen will und auch schwerere Stücke erlernen möchte, kann über deine Website ein Abonnement abschließen. Gegen eine Monatsgebühr gibt’s Zugriff auf exklusive Videos. Da die Filme keine Arbeit mehr machen, wenn sie erstmal online sind, und du keine zeitaufwändige persönliche Betreuung anbietest, fällt die Gebühr im Vergleich zur Musikschule deutlich günstiger aus. Andererseits wird die Zahl der Abonnent:innen durch nichts begrenzt und kann einfach nach oben skaliert werden.

Da du dir deine Arbeitszeit frei einteilen kannst, fährst du nach ein paar Jahren die Produktion von neuen Videos etwas herunter. Und erarbeitest eine Klavierschule für Erwachsene, die musikalisches Fachwissen und bestimmte Fertigkeiten spielerisch anhand von Pop- und Filmsongs vermittelt. Das Buch vertreibst du im Selbstverlag. Alle Stücke zum Nachhören sind als Download (natürlich passwortgeschützt) auf deiner Website verfügbar. Für die Aufnahmen hast du dich in ein nahegelegenes Tonstudio eingemietet, die Website betreut eine kleine Agentur auf Stundenbasis.

Geschäftsmodelle für Solopreneur:innen

Wie das Beispiel der/des Klavierlehrer:in zeigt, lassen sich aus einer Geschäftsidee – Klavierunterricht geben – ganz unterschiedliche Geschäftsmodelle ableiten. Für das Business-Modell Solopreneurship gibt es aber eine Reihe von ganz speziellen Merkmalen:

  • Sie sind einfach gehalten: Das Geschäftsmodell lässt sich mit relativ wenig Kapitalaufwand umsetzen.
  • Sie sind leicht skalierbar: Der Umsatz lässt sich steigern, ohne dass entsprechend hohe Investitionskosten notwendig wären.
  • Sie sind automatisierbar: Viele Abläufe kehren wieder und können mithilfe von Software oder Tools abgewickelt werden.
  • Sie sind häufig digital: Solopreneur:innen bieten ihre Leistungen weitestgehend online an oder vermitteln sie über das Internet.

Das Ehepaar Gromberg hat anhand unterschiedlicher (digitaler) Geschäftsmodelle fünf idealtypische Solopreneur:innen-Typen abgeleitet, die als Inspiration zum Beispiel für die Entwicklung eines eigenen Businessplans herangezogen werden können.

Rolle Tätigkeit
Produzent:in
(Maker)
Stellt ein Produkt selbst her (oder lässt es herstellen).
Händler:in
(Trader)
Handelt mit einem Sortiment, stellt es aber nicht selbst her.
Expert:in
(Expert)
Vermittelt sein Wissen und seine Fähigkeiten an andere.
Service-Leister:in
(Services)
Bietet einen Service und liefert eine Lösung.
Kreative
(Creators)
Schafft ein Erlebnis und vermarktet dieses.

Dazu kommt, dass das Geschäftsmodell sehr eng mit der Persönlichkeit und der Marke der/des Solopreneur:in verbunden ist. Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg schreiben in ihrem Buch:

„Das Geschäftsmodell ist Grundlage des eigenen Lebensmodells. Oder kürzer: Geschäftsmodell ist Lebensmodell.“

Prozesse müssen für Solopreneur:innen „smart“ sein

Das Ehepaar Gromberg weist auch immer wieder darauf hin, dass bestimmte Prozesse „smart“ sein müssen. Das bedeutet: Viele Abläufe müssen so organisiert sein, dass sie auch dann funktionieren, wenn du nicht ständig involviert bist.

In unserem Beispiel Klavierlehrer:in verdienst du als Freiberufler:in/Freelancer:in nur dann Geld, wenn du auch tatsächlich jemanden unterrichtest. Als Solopreneur:in kommt durch die monatliche Gebühr (für die Zugriffsrechte auf deine Videos) selbst dann Geld in die Kasse, wenn du dir eine kleine Auszeit nimmst.

Im Prinzip lässt sich dieser Gedanke auf alle Arbeitsprozesse übertragen. Daher ist auch die Affinität von Solopreneur:innen für digitale Lösungen und Networken zu verstehen. Denn Solopreneur:innen lagern alles aus, was andere besser können. Statt alles selbst und damit vielleicht auch schlecht zu machen, kaufen sie sich gezielt das Know-how von spezialisierten Dienstleister:innen ein (und eben nicht Mitarbeiter:innen). Oder sie nutzen digitale Tools wie Apps, spezielle Programme oder größere Softwarelösungen, die ihnen die Arbeit abnehmen.

Fazit: Solopreneurship – dein eigenes Business starten

Was Solopreneur:innen von klassischen Unternehmer:innen unterscheidet, sind die extrem schlanken Firmen- und Finanzstrukturen. Zwar müssen auch Solopreneur:innen für einen gesicherten Cashflow sorgen, damit sie die von ihnen beauftragten Freelancer:innen bezahlen können. Allerdings brauchen sie viele Faktoren, die als Geschäftsführer:in wichtig sind, nicht zu berücksichtigen, zum Beispiel die Lohn- und Gehaltsabrechnungen oder Sozialleistungen für feste Mitarbeiter:innen.

Im Prinzip kann jede:r, der/die sich selbstständig machen und ein Gewerbe gründen möchte, auch mit dem Solopreneurship-Konzept starten. Das funktioniert auch, wenn du dich nebenberuflich selbstständig machst. Andere beginnen als Solo-Selbstständige oder Freelancer:innen und arbeiten stundenweise oder gegen festes Honorar für Kund:innen. Neben bauen sie sich aber ein zweites Standbein als Solopreneur:in auf, zum Beispiel als Expert:in im Bereich Coaching oder Consulting. Und bauen digitale Tools in ihren Arbeitsalltag ein, um ihr Business nach und nach zu skalieren.

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Sophia Merzbach, Content Marketing Manager und Copy Writer
Sophia Merzbach, Content Marketing Manager und Copy Writer

Sophia liebt es zu lesen und kreative Texte zu schreiben. Sie freut sich sehr, Teil des bunten Teams von Accountable zu sein und ist inzwischen ein richtiger Profi in Steuerfragen.
In ihrer Freizeit trifft man sie in der Boulderhalle, im Italienischkurs oder beim Entdecken ihrer Heimat Berlin.

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