Als Freelancer:in kann es dir hin und wieder passieren, dass neue Kund:innen kostenlose Probearbeiten oder Arbeitsproben von dir verlangen. Wir klären die Frage „Muss Probearbeit bezahlt werden?“ und verraten dir, wie du dich verhalten kannst, wenn wegen der Bezahlung Unstimmigkeiten auftreten.
Einige Kund:innen könnten vor der Schließung eines Freelancer:innen-Vertrags eine Probearbeit von dir erhalten wollen, um sicher zu gehen, dass sich eine kurzfristige oder langfristige Zusammenarbeit für sie lohnt. Aber müssen sie diese Probearbeiten auch immer bezahlen? Bei dieser Frage könnte es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dir und deinen Arbeitgeber:innen kommen. Gesetzlich gilt Probearbeit nicht als Arbeitsverhältnis, sondern als sogenanntes Einfühlungsverhältnis – und Probearbeitstage müssen nicht vergütet werden.
Jedoch besteht auch keine Pflicht zur Verrichtung von Probearbeit auf Arbeitnehmer:innenseite. Als Freelancer:in kannst du grundsätzlich selbst entscheiden, ob du Probearbeiten, die unbezahlt bleiben, machen möchtest. Ob Probearbeiten ohne Bezahlung fair sind, ist jedoch fragwürdig, da für dich als Freelancer:in unbezahlte Arbeitszeit mit einer Unsicherheit bezüglich deines Einkommens einhergeht.
Bei der Zusammenarbeit mit neuen Kund:innen kann es in einigen Fällen auch zu Schwierigkeiten bei der Kommunikation oder zu unterschiedlichen Erwartungen und Vorstellungen kommen, zum Beispiel wenn es um die Abgabe von Probearbeiten geht. Wenn du dich mit potenziellen Arbeitsgeber:innen auf unbezahlte Probearbeiten einigst, ist es deshalb wichtig, dass du bestimmte Grenzen und Regeln festlegst.
Als Freelancer:in hast du außerdem die Möglichkeit, einen befristeten Arbeitsvertrag zu unterschreiben, in dem ein Probearbeitsverhältnis über längere Zeit hinweg schriftlich festgehalten wird. Normalerweise schließt du als Freelancer:in einen Dienstvertrag oder einen Werkvertrag mit einem bestimmten Unternehmen ab.
Ein Dienstvertrag verpflichtet dich dabei zur Erbringung einer bestimmten Leistung. Das kann beispielweise eine Beratungsleistung oder eine Lehrtätigkeit sein. Bei einem Werkvertrag zählt hingegen nicht die erbrachte Leistung, sondern deren Erfolg, zum Beispiel im Falle einer erfolgreichen Reparatur oder der Erstellung einer funktionsfähigen Software.
Bei einem Probearbeitsvertrag endet das Probearbeitsverhältnis mit Ablauf der Frist automatisch, sofern beide Parteien keinen anschließenden Arbeitsvertrag abschließen. Das befristete Arbeitsverhältnis in Form einer vertraglich geregelten Probezeit hat für dich zur Folge, dass du für die geleistete Arbeit bezahlt werden musst.
Es kann sich also lohnen, einen solchen Vertrag zu verlangen, wenn potenzielle Arbeitgeber:innen eine längere Probezeit fordern. Ein Probearbeitsvertrag ohne Vergütung ist gesetzlich nicht zulässig.
Damit deine Arbeitszeit nicht unbezahlt bleibt und du nicht leer ausgehst, kannst du verschiedene Lösungen anbieten, um dennoch auf einen gemeinsamen Nenner mit Kund:innen oder Arbeitgeber:innen zu kommen, die keine Vergütung für eine Probearbeit vorsehen.
Wenn du bereits Erfahrung in deiner Branche hast, kannst du deiner Kundschaft bereits vorhandene, gelungene Arbeiten von dir präsentieren, um sie von deinem Können zu überzeugen. Je ähnlicher sie dem geforderten Auftrag der Kund:innen sind, desto besser.
Wenn du bereit bist, deine Probearbeit lediglich für einen Teil des vollen Honorars zu erledigen, kannst du dies im Vorfeld deinen Kund:innen vorschlagen, um ihnen entgegenzukommen und zumindest nicht gänzlich leer auszugehen.
Auch wenn deine Kund:innen nicht gesetzlich dazu verpflichtet sind – du kannst auch für Probearbeiten eine volle Vergütung verlangen. Möglicherweise benötigst du hier etwas diplomatisches Geschick, falls Kund:innen nicht zahlen wollen, sondern hartnäckig ihre Vorstellungen durchsetzen wollen. Du kannst jedoch beispielweise transparent deutlich machen, dass du als Freelancer:in auf das volle Honorar angewiesen bist, um deine Lebenserhaltungskosten zu decken.
➡️ So berechnest du dein Honorar als Selbstständige:r
Als Freelancer:in mit einem festen Kundenstamm und regelmäßigen Aufträgen bist du möglicherweise in der Position, nicht jeden Auftrag annehmen zu müssen. Wenn du dich mit Probearbeit ohne Bezahlung nicht wohlfühlst und deine Kundschaft weiterhin darauf besteht, kannst du den Auftrag jederzeit ablehnen. Denke daran, im Falle von Unstimmigkeiten jederzeit ruhig und respektvoll in der Kommunikation mit Kund:innen aufzutreten und deine Grenzen klar zu kommunizieren, um keine negativen Bewertungen oder Rezensionen zu riskieren.
Nun hast du alle wichtigen Informationen darüber, ob du Probearbeit unbezahlt durchführen musst und wie du dich im Austausch mit Kund:innen oder Arbeitgeber:innen durchsetzen kannst. Für weitere hilfreiche Informationen zum Thema Freelancer und Steuern und darüber, welche Versicherungen du als Freelancer:in haben solltest, findest du ebenfalls auf unserem Blog.
Gerade wer noch ganz frisch als Freelancer:in arbeitet, hat möglicherweise durch eine unbezahlte Probearbeit die Chance, etwas Erfahrung und Beispiele für den Lebenslauf oder das Portfolio zu sammeln. Achte aber auf folgende Punkte, um selbst den größtmöglichen Nutzen aus deiner unbezahlten Probearbeit zu ziehen:
Wenn du Probearbeiten ohne Bezahlung durchführst, ist es essenziell, klare Vereinbarungen zu treffen. Definiere den Zweck und den Umfang der Arbeit im Vorfeld, sodass beide Seiten genau wissen, was erwartet wird. Es sollte eindeutig sein, ob die Probearbeit Teil eines Auswahlprozesses ist oder lediglich dazu dient, dein Portfolio zu erweitern. Begrenze den zeitlichen Aufwand der Aufgabe, damit sie nicht unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nimmt. Zudem ist es ratsam, die Absprachen schriftlich festzuhalten.
Ein zentraler Punkt bei unbezahlten Probearbeiten ist die Klärung der Urheberrechte und Nutzungsbedingungen. Vereinbare, dass deine Arbeit ohne Bezahlung nicht kommerziell verwendet werden darf. Die Rechte an deiner Arbeit sollten grundsätzlich bei dir bleiben, es sei denn, es wird ausdrücklich eine Vergütung vereinbart. Gleichzeitig ist es sinnvoll, abzuklären, ob du die Arbeit in deinem Portfolio verwenden darfst, um sie als Referenz für zukünftige Projekte zu präsentieren.
Auch wenn die Probearbeit unbezahlt ist, solltest du stets einen professionellen Eindruck hinterlassen. Die Ergebnisse sollten hochwertig sein und ein realistisches Bild deiner Fähigkeiten vermitteln. Nutze die Probearbeit als Gelegenheit, nicht nur dein Können zu demonstrieren, sondern auch deine Arbeitsweise und Zuverlässigkeit zu zeigen. Dadurch erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, den Auftrag oder eine längerfristige Zusammenarbeit zu sichern.
Vor der Annahme einer Probearbeit ohne Bezahlung solltest du sorgfältig abwägen, ob der Nutzen den Aufwand rechtfertigt. Überlege, ob dir die Aufgabe neue Erfahrungen bringt, dich fachlich weiterentwickelt oder dir als interessante Referenz dient. Gleichzeitig ist es wichtig, die Seriosität der potenziellen Auftraggeber:innen zu prüfen. Häufige oder umfangreiche unbezahlte Arbeiten ohne konkrete Perspektive können ein Hinweis auf Ausnutzung sein.
Schließlich solltest du klare Grenzen ziehen, um sicherzustellen, dass du nicht ausgenutzt wirst. Vermeide es, komplette Projekte oder Arbeiten, die direkt vermarktbar sind, kostenlos zu erstellen. Die Probearbeit sollte sich auf einen überschaubaren und klar definierten Teilaspekt beschränken. Akzeptiere keine Aufgaben, die übermäßig umfangreich oder zeitintensiv sind, und stelle sicher, dass deine Arbeit im Rahmen bleibt, den du für fair und angemessen hältst.
Unbezahlte Probearbeiten können sinnvoll sein, um potenzielle Auftraggeber:innen zu überzeugen oder dein Portfolio zu erweitern. Es ist jedoch wichtig, deine Rechte zu schützen und Missbrauch zu vermeiden.
💡Accountable ist die Steuerlösung für Selbstständige. Mit der App und der Web-Version hast du deine komplette Buchhaltung und deine Steuererklärungen in einem Tool!
Teste es jetzt 14 Tage kostenlos! Du musst keine Zahlungsdetails angeben und kannst anschließend unbegrenzt die kostenlose Version nutzen.
20 Kapitel knallhart recherchiert und vom Steuerprofi geprüft
Kostenlos herunterladenAutor - Robert Jödicke
Robert Jödicke ist ein erfahrener Steuerexperte und Autor bei Accountable, spezialisiert auf Steuertipps und Steuerersparnisse für Selbstständige.
Wer ist Robert ?Danke für dein Feedback!
Hilfreich
Angestellte haben es leicht: Ein kurzer Blick auf die Lohnabrechnung genügt, um festzustellen, wie ...
Mehr erfahrenAch ja, die Steuer. Hass-Thema eines jeden Selbstständigen und doch muss man sich mindestens einmal...
Mehr erfahrenDer Start in die Selbstständigkeit bringt finanzielle Risiken, hohe Arbeitsbelastung und das komple...
Mehr erfahren