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Arbeiten im Ausland – Steuern richtig handhaben

Geschrieben von: Tino Keller

Aktualisiert am: April 15, 2025

Lesezeit: 4 Minuten

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Wer selbstständig arbeitet, hat die Freiheit, allein seinen Arbeitsort zu bestimmen. Gerade im deutschen Winter verschlägt es deswegen viele Selbstständige in wärmere Gefilde, von denen aus sie ihrer Tätigkeit digital nachgehen - sogenannte digitale Nomaden.

Allerdings gibt es bei dieser Art des Arbeitens ein paar steuerliche Regelungen zu beachten, damit deine Workation dir nicht zum Verhängnis wird. 

Digitale Nomaden: Arbeiten im Ausland & Steuerpflicht

Die Freiheit, als digitale:r Nomad:in ortsunabhängig zu arbeiten, ist für viele Selbstständige verlockend. Solange du in Deutschland steuerlich gemeldet bist, zahlst du dort deine Steuern – auch wenn du zeitweise aus dem Ausland remote arbeitest. Allerdings kann sich deine Steuerpflicht ändern, wenn dein Lebensmittelpunkt ins Ausland verlagert wird. Entscheidendes Kriterium ist, wo du dich den Großteil des Jahres aufhältst. Deshalb ist es wichtig, die steuerlichen Rahmenbedingungen frühzeitig zu prüfen.

➡️ Ortsunabhängiges Arbeiten: Darauf solltest du bei deiner Steuererklärung achten

Steuerpflicht bei Wohnsitz in Deutschland

Grundsätzlich gilt: Solange du einen Wohnsitz in Deutschland hast, bist du dort auch steuerpflichtig – unabhängig davon, ob du im Ausland arbeitest. Das deutsche Steuerrecht folgt dem Welteinkommensprinzip. Das bedeutet, dass du dein gesamtes Einkommen in Deutschland versteuern musst, selbst wenn du es in einem anderen Land erwirtschaftest.

In folgenden Fällen bleibt die Steuerpflicht in Deutschland bestehen:

  • du hast weiterhin eine Wohnung oder eine Meldeadresse in Deutschland.
  • dein Lebensmittelpunkt befindet sich in Deutschland (z. B. Familie, soziale Kontakte, geschäftliche Verbindungen).
  • du bist weniger als 183 Tage im Jahr in einem anderen Land.

In diesem Fall zahlst du weiterhin Steuern in Deutschland, selbst wenn du aus dem Ausland arbeitest.

Aber Achtung: Wenn sich dein Lebensmittelpunkt ins Ausland verschiebt, kann es sein, dass sich deine Steuerpflicht ändert. Denn grundsätzlich musst du deine Einkünfte dort versteuern, wo du offiziell mit deinem Wohnsitz gemeldet bist. Ein maßgebliches Kriterium zur Bestimmung deines Lebensmittelpunkts ist dabei, wo du dich den Großteil der Zeit innerhalb eines Jahres aufhältst. Wenn du also mehr als 6 Monate eines Jahres im Ausland bist, kann  sich daraus eine zusätzliche Steuerpflicht für dich ergeben. Das ist insbesondere dann eine Gefahr, wenn das Land, in dem du dich aufhältst, kein Steuerabkommen mit Deutschland hat.  

💡Tipp von Accountable: Hierbei spricht man auch von der 183-Tage-Regel: Wenn du dich mehr als 183 Tage hintereinander außerhalb von Deutschland aufhältst, hast du deinen gewöhnlichen Aufenthaltsort - oder eben Lebensmittelpunkt - nicht mehr in Deutschland. 

Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) – Was gilt für dich?

Um eine doppelte Besteuerung zu vermeiden, hat Deutschland mit vielen Ländern ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) abgeschlossen. Diese Abkommen regeln, welches Land Steuern auf dein Einkommen erheben darf.

  • Falls dein Gastland ein DBA mit Deutschland hat, kannst du oft verhindern, dass du sowohl dort als auch in Deutschland Steuern zahlen musst.
  • Falls kein DBA besteht (z. B. mit einigen außereuropäischen Staaten), kann es sein, dass du in beiden Ländern steuerpflichtig wirst.

Tipp: Prüfe vor deinem längeren Auslandsaufenthalt, ob ein DBA mit Deutschland existiert und welche Regelungen dort gelten.

Steuerliche Fallstricke für Selbstständige im Ausland

In vielen Ländern reicht es nicht aus, weniger als 183 Tage vor Ort zu sein, um der Steuerpflicht zu entgehen. 

Falls du beispielsweise:

  • Ein Büro oder festen Arbeitsplatz mietest,
  • Regelmäßig vor Ort Kund:innen betreust oder Dienstleistungen anbietest,
  • Lokale Einnahmen erzielst,

kann das Gastland dies als steuerpflichtige Betriebsstätte werten – unabhängig von der Aufenthaltsdauer.

Krankenversicherung beim Arbeiten im Ausland 

Als Selbstständige:r musst du dich auch eigenständig um deine gesundheitliche Absicherung, sprich deine Krankenversicherung, kümmern. Diese greift allerdings in der Regel nur, wenn du dich auch in Deutschland aufhältst. Das heißt, dass du dich bei einem längeren Auslandsaufenthalt im Vorhinein über eine mögliche Reisekrankenversicherung informieren solltest.  

Gesetzliche Krankenversicherung & EHIC:

  • Wenn du in Deutschland gesetzlich versichert bist, kannst du innerhalb der EU mit der Europäischen Krankenversicherungskarte (EHIC) medizinische Leistungen in Anspruch nehmen.
  • Aber Achtung: Die EHIC deckt nur Notfallbehandlungen ab – für längere Aufenthalte oder geplante Behandlungen brauchst du eine private Zusatzversicherung.

Private Krankenversicherung & Auslandsschutz:

  • Wer privat versichert ist, sollte prüfen, ob der Versicherungsschutz auch im Ausland gilt.
  • Für längere Aufenthalte ist oft eine internationale Krankenversicherung nötig.

➡️ Alles über die Versicherung für Selbstständige

Kosten aus dem Ausland steuerlich absetzen

Wenn du beruflich ins Ausland reisen musst, dann hast du die Möglichkeit die dabei entstandenen Kosten in deiner Steuererklärung geltend zu machen und abzusetzen. Das betrifft zum Beispiel Fahrtkosten oder Verpflegungsaufwendungen.

 ➡️Auf Geschäftsreise: Wie Freiberufler von der Verpflegungspauschale profitieren 

Aber Achtung: Um diese Kosten abzusetzen, musst du sie nicht nur beruflich begründen, sondern auch belegen können. Du musst also alle entsprechenden Belege und Rechnungen aufbewahren, um sie auf Nachfrage dem Finanzamt vorlegen zu können. 

💡Tipp von Accountable: Mit der einfachen Belegerkennung in der Accountable-App kannst du alle deine Ausgaben und Einnahmen ganz einfach per Foto hochladen und hast deinen Geldfluss so immer im Blick. Deine Ausgaben werden außerdem automatisch steuerlich kategorisiert und erleichtern dir so das Ausfüllen deiner Steuererklärung.

Fazit

Das Arbeiten im Ausland als digitale:r Nomad:in bietet viele Freiheiten, doch steuerliche und versicherungstechnische Aspekte dürfen nicht vernachlässigt werden. Wenn du in Deutschland steuerlich gemeldet bist, bleibst du dort steuerpflichtig, auch wenn du zeitweise im Ausland arbeitest. Achte darauf, wie sich dein Lebensmittelpunkt und die 183-Tage-Regel auf deine Steuerpflicht auswirken.

Ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) kann helfen, doppelte Steuerzahlungen zu vermeiden. Zudem solltest du deine Krankenversicherung und Sozialversicherung im Ausland prüfen, um sicherzustellen, dass du ausreichend abgesichert bist. Gute Planung ist entscheidend, um steuerliche und versicherungstechnische Fallstricke zu umgehen.

➡️ Hier findest du noch mehr Infos über das Arbeiten im Ausland: Das musst du zu Steuern und Sozialversicherung wissen

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Autor - Tino Keller

Tino Keller ist der Mitbegründer von Accountable und möchte damit Steuern und Finanzen für Selbstständige revolutionieren.

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