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Wie du Scheinselbstständigkeit vermeidest

Geschrieben von Robert Jödicke, Content Creator und Entrepreneur
Aktualisiert am
Lesezeit 4 Minuten

Jeder, der sich selbstständig machen möchte, wird zu Anfang vor der Scheinselbstständigkeit gewarnt – und das zu Recht! Scheinselbstständigkeit ist nichts anderes als Betrug, der von den Steuerbehörden sehr ernst genommen wird. Daher ist es wichtig, dass du dir deiner Rechte und Pflichten bewusst bist, damit du nicht in Schwierigkeiten gerätst. 

“Betrug?”, denkst du? “Ich werde mich nicht auf Betrug einlassen!”. Es ist zwar gut, dass du so denkst, aber leider betrügen viele Selbstständige ohne es zu wissen. Vor allem wenn dir ein:e neue:r Arbeitgeber:in empfiehlt, dich für die neue Arbeit selbstständig zu machen, sollten deine Alarmglocken angehen.

Dieser Artikel bringt Licht in die Grauzone der Selbstständigkeit und hilft dir, fragwürdige Kunden und Situationen zu vermeiden, damit du legal und guten Gewissens als Selbstständige:r arbeiten kannst.

Scheinselbstständigkeit – Was ist das?

Um Scheinselbstständigkeit besser zu verstehen, erklären wir dir zuerst was eine “echte” Selbstständigkeit ausmacht und warum es überhaupt die Scheinselbstständigkeit gibt.

“Echte” Selbstständigkeit

Wenn jemand wirklich selbstständig ist, dann arbeitet er/sie mit mehreren Kunden. Es ist den Selbstständigen überlassen, sich für Kunden und Aufträge zu entscheiden, ohne Teil eines Unternehmens zu werden. Sie können sich die Arbeit und Zeit selbst einteilen und dort arbeiten, wo sie wollen. Wenn sie einen Auftrag annehmen, können echte Selbstständige den Preis für ihre Dienstleistung selbst bestimmen und bestimmen auch den Umfang ihrer Arbeit. 

Die Freiheiten und die Flexibilität der Selbstständigkeit sind im Vergleich zu einer abhängigen Beschäftigung auch mit gewissen Nachteilen verbunden. Selbstständige haben keinen Anspruch auf einen Mindestlohn, müssen ihre Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge selbst zahlen und haben keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub oder Krankheitstage. Viele Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern eine Reihe anderer Vorteile, wie z. B. Ausbildungszuschüsse, Ausrüstung und andere Zuschüsse wie Fitnessstudio-Mitgliedschaften oder Mittagessen. Das sind wichtige Faktoren, die bei der Verhandlung des Preises berücksichtigt werden sollten. Denn auch Freiberufler müssen sicherstellen, dass sie finanziell über die Runden kommen, auch wenn sie mal krank werden und ab und zu Urlaub nehmen.

Scheinselbstständigkeit

Das Fehlen von Arbeitsrechten und Sozialleistungen für Selbstständige kann für unethische Arbeitgeber verlockend sein. Sie denken, sie könnten die Kosten für die Einstellung von neuen Mitarbeitern umgehen, indem sie Selbstständige beauftragen die Aufgaben eines Arbeitnehmers zu übernehmen. Es ist absolut in Ordnung, Selbstständige mit Aufgaben und Projekten für das Unternehmen zu beauftragen. Doch wenn von Selbstständigen erwartet wird, dass sie die Arbeit von Angestellten erledigen, ohne die Vorteile oder Rechte eines Angestellten zu haben, dann handelt es sich nicht um echte Selbstständigkeit, sondern um Scheinselbständigkeit.

Trotzdem bleibt die Selbstständigkeit eine Grauzone. Es ist schwierig eindeutige Unterschiede zwischen echter Selbstständigkeit und Scheinselbstständigkeit zu finden. Im Großen und Ganzen ist eine Scheinselbstständigkeit vorzufinden, wenn Selbstständige sich als Pseudo-Mitarbeiter verhalten. Um konkret zu werden, wenn der Großteil der Einnahmen von nur einem Auftraggeber kommen (80% ist die Faustregel) und wenn Selbstständige selber keine Mitarbeiter haben.

Warum ist Scheinselbstständigkeit so schlimm?

Wenn herauskommt, dass du nur scheinselbstständig bist, müssen du und dein:e Auftraggeber:in beide rechtliche und finanzielle Konsequenzen erwarten. Für die Auftraggeber werden alle finanziellen Verpflichtungen rückgängig geltend gemacht. Das heißt, dass sie alle Beiträge für die Sozialversicherungen und andere Kosten (evtl. auch Steuern) rückwirkend für bis zu 4 Jahre nachzahlen müssen.

Die Scheinselbstständigen müssen damit rechnen, die Beiträge zur Rentenversicherung nachzuzahlen und riskieren den Status als Selbstständige zu verlieren. 

Wie du Scheinselbstständigkeit vermeidest

Scheinselbstständigkeit kann jeden Selbstständigen in jeder Branche treffen. Der beste Tipp, um Scheinselbstständigkeit zu vermeiden, ist sich die Kriterien der echten Selbstständigkeit zu kennen. Wir empfehlen, diese Checkliste stets durchzugehen.

Selbstständigkeit Checkliste

Hier sind einige Kriterien um zu sehen, ob du wirklich selbstständig bist oder nicht. Am besten solltest du alle Fragen mit einem klaren “Ja” beantworten können, damit auch das Finanzamt dich als echte:n Selbstständige:n einschätzen kann.

  • Kannst du selbst entscheiden, wie du deinen Auftrag erledigst?
  • Kannst du selbst entscheiden, ob du Auftrage annimmst oder ablehnst?
  • Kannst du den Umfang des Auftrags verhandeln?
  • Verwendest du deine eigenen Materialien und deine eigene Ausstattung?
  • Kannst du deine Arbeitszeit selber bestimmen?
  • Erhältst du Geld von verschiedenen Kunden? (Vergiss’ nicht, dass keiner deiner Kunden mehr als 80% deiner Einnahmen ausmachen sollte)
  • Wenn du im Moment nur einen Kunden hast, suchst du proaktiv nach neuen Kunden?
  • Vermarktest du dich als unabhängige:n Auftragnehmer:in oder Selbstständige:n?

Wenn du auf eine dieser Fragen “nein” antworten würdest, solltest du dieses Problem angehen. Z.B. könntest du nach weiteren Kunden suchen, damit dein Einkommen nicht nur von einem Kunden dominiert wird. 

Aber mach dir keinen Stress, wenn du dich gerade erst selbstständig gemacht hast und nur einen Kunden hast. Es ist verständlich, dass es Zeit braucht, bis du dir deinen eigenen Kundenstamm aufgebaut hast. Solange du versuchst, deinen Kundenstamm stetig zu erweitern, wird man dich als echte:n Selbstständige:n anerkennen. Das gleiche gilt, wenn du dich vollkommen auf ein größeres Projekt fokussierst aber in der Vergangenheit bereits verschiedene Kunden und Projekte hattest.

Kunden Checkliste

Zusätzlich zu den Fragen zu deiner Selbstständigkeit, solltest du jeden deiner Kunden daraufhin überprüfen, ob er oder sie unangemessene Erwartungen an dich hat. Die folgende Liste ist nicht komplett, gibt dir aber einen guten Überblick darüber, welche Dinge in einer Beziehung zwischen Kunde und Selbstständige nicht angemessen sind.

  • Hast du eine Emailadresse von dem Unternehmen?
  • Trägst du Kleidung von dem Unternehmen?
  • Wird von dir erwartet, dass du viel Zeit in dem Unternehmen vor Ort verbringst?
  • Gibt es Mitarbeiter in dem Unternehmen, die die gleiche Arbeit wie du haben?
  • Wird von dir erwartet, dass du an Meetings teilnimmst, die die Leistung des Unternehmens beurteilen?
  • Erhältst du Anweisungen von dem Kunden?
  • Musst du gewisse Arbeitszeiten einhalten?
  • Wird erwartet, dass du nicht mehr für andere Unternehmen oder Projekte arbeiten darfst?
  • Bist du befugt, Entscheidungen in dem Unternehmen treffen?
  • Sind Bezahlung und Rechnungsstellung von dem Kunden festgelegt?

Wenn du für eine dieser Fragen mit “ja” antworten würdest, dann solltest du etwas ändern. Entweder solltest du dafür sorgen, dass sich die Bedingungen ändern oder im schlimmsten Fall solltest du dir einen neuen Kunden suchen, um kein Risiko einzugehen.

💡Tipp von Accountable: Denke daran, dass deine Rechnungen immer den rechtlichen Vorgaben entsprechen.

Wer kann Scheinselbstständigkeit überprüfen?

Die Deutsche Rentenversicherung, das Arbeitsgericht, Sozialversicherungsträger oder das Finanzamt. Wenn ein Kunde erwartet, dass du gewisse Tätigkeiten eines Arbeitnehmers übernehmen sollst, kannst du auch eine Überprüfung auf Scheinselbstständigkeit veranlassen. 

Scheinselbständigkeit vermeiden

Der Aufschwung der so genannten “Gig-Economy” hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen selbstständig tätig sind und Unternehmen die Vorteile dieser schnellen, flexiblen und kostengünstigen Arbeit genießen. Das ist nicht immer schlecht, aber mit diesem Aufschwung wächst auch die Sorge um das Risiko der Scheinselbstständigkeit und anderer prekärer Arbeitsverhältnisse.

Je mehr du dir der Risiken und Kriterien bewusst bist, desto besser bist du dran. Überprüfe weiterhin jede neue Kundenbeziehung und gehe die Checklisten durch, damit du in der Lage bist, Scheinselbstständigkeit zu erkennen und zu vermeiden.

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Robert Jödicke, Content Creator und Entrepreneur
Robert Jödicke, Content Creator und Entrepreneur

Robert liebt Steuern und Gesetze. Er ist aber auch gerne kreativ und neugierig, Neues zu lernen. Er studiert International Business Administration mit dem Schwerpunkt Steuern. Seine Geschwister sind selbst Freiberufler und haben ihn inspiriert, sich mit der Selbstständigkeit zu befassen. In seiner Freizeit kocht und backt er gerne vegetarisch.

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